Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg
Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg

Bad Kellberg 1839-1948

Die Bilder und Gegenstände der fünfteiligen Vitrine im Leseraum des Kellberger Kurgästehauses vermitteln einen Einblick in das Werden von Bad Kellberg, als Kellberg amtlich Bad Kellberg hieß. Die eisenhaltige Quelle und die Anfänge des Badebetriebes schildert die folgende, vom ersten Be-sitzer des Bades Professor Dr. Waltl verfasste Notiz:

„Zufällig erfuhr der Unterzeichnete, daß eine besondere Quelle am Arzberg sei und zwar machte ihn der damalige Pfarrer Kneidinger 1838 in den Osterferien darauf aufmerksam. Die Veranlassung, nach Kellberg zu gehen, das damals den Passauern kaum dem Namen nach bekannt war, gab ein Brocken Eisenerz vom Arzberg, den Pfarrer Kneidinger dem damaligen Benifiziaten im Oberhaus, jetzt Dechant Regenmacher in Wegscheid sandte, weil derselbe ein Freund von Mineralen war, und dieser gab das Erz dem Unterzeichneten. Nach chemischen Untersuchungen der Quelle wurde der Grund von Jakob Stadler aus Eggersdorf angekauft, die Konzession erworben und im Herbst schon angefangen zu bauen und zwar so energisch, daß am 28. Juli 1839 das Bad eröffnet werden konnte.

 

Der Flügel nach Süden wurde 1852 und das isoliert stehende Gebäude mit dem Kuhstall 1858 ge-baut, weil es an Raum für die immer mehr werdenden Kurgäste mangelte.

Dr. Waltl“

Betrachtet man die Vitrine von links nach rechts und von oben nach unten, so kann man Folgen-des sehen:

1. Teilvitrine: Schon 1845 berichtet eine Illustrierte über die Kur in Kellberg und veröffentlichte die erste Ansicht des Badegebäudes. Eine Luftaufnahme zeigt die Kur- und Reha-Klinik Kellberg heute. Alte Leistungsbeschreibungen des Kurhauses und alte Preisangaben folgen.

Aufschlussreich ist ein Foto im 2. Vitrinenabschnitt; es zeigt Mitglieder der Wirtsfamilie Stadler. Am Boden liegend der zukünftige Wirt und ein Gastmädchen, in der Mitte die Wirtin, die Zither-spielerin links ist ihre Tochter, rechts die Sängerin und ganz rechts die Geigenspielerin. Auf diese Weise wurden die Kurgäste unterhalten. Das Foto wurde vor der damaligen Kegelbahn aufgenom-men, aus der die zwei walzenförmigen Kegel darunter stammen.

Aus dem Badhaus, wie man in Kellberg sagte, stammen die Schreibutensilien, auch der Stempel „Stahlbad Kellberg“. Aus Elfenbein sind die Mini-Dominosteine, eine Schachfigur und der Kreisel. All das diente der Unterhaltung der Kurgäste.

Kellberger Jäger nahmen Kameraden zur Jagd mit, die sich hier zur Kur aufhielten. Dabei kam der Humor nicht zu kurz; man beachte den Jagdhund mit Brille und Tabakpfeife!

Im 3. Vitrinenabschnitt sind Kellberg und Umgebung dekorativ dargestellt. Eine Kostbarkeit stellt das Kellberger Kurlied dar; die Graphik mit der Abbildung eines typischen Kellberger Trink-glases ist handkoloriert. Eine künstlerisch gestaltete Darstellung von Schmetterlingen, Insekten und Rotkehlchen umgibt das KELLBERGER KURLIED aus dem Jahr 1913, also ein Jahr vor dem 1. Weltkrieg.

Die untere Bildreihe zeigt die Kellberger Ortsmitte um 1914, den Speisesaal 1. Klasse. Zur Trinkkur traf man sich unter einem Holzpavillon.

4. Vitrinenteil: Ein Foto, um 1930 aufgenommen, zeigt den Kellberger Lehrer Rosenhammer mit Münchner Kurgästen.

In die Zeit von 1870 bis 1930 gehören die Dinge, die darunter zu sehen sind: Uhren, verschiedene Schmuckstücke, eine Glasperlen-Damen-„Geldkatze“, eine Glassturzuhr und anderes aus dem Be-sitz der damaligen Badhaus-Eigentümer Schreiner. Sicher sind manches Präsente der dankbaren Kurgäste, die in Kellberg Genesung erfuhren.

Das untere Foto zeigt das Personal, Gäste und die Familie der Badhausbesitzer Schreiner um 1930.

5. Vitrinenteil: Das Foto zeigt den Begründer des Kellberger Kurbades, den Naturwissenschaftler Dr. Joseph Waltl, darunter den nächsten Besitzer im Kreise seiner Familie, Bezirksarzt Dr. Rudolf Schreiner.

Ganz unten Professor Dr. Franz Schedel sen. und Professor Dr. Hannes Schedel jun. mit der jetzi-gen Chefärztin.

Zusammenfassung:

Die Anfänge des Kellberger Bades sind ein Beispiel dafür, wie über eine wissenschaftliche Erkennt-nis, d. h. durch das Erkennen der Heilkraft der eisenhaltigen Kellberger Quelle, der heutigen Ottili-en-Quelle, Gesundheit wiederhergestellt werden konnte und sich zugleich der Badebetrieb wirt-schaftlich und gesellschaftlich positiv für den Ort auswirkte.

Bad Kellberg war in der Zeit von 1839 bis vor dem Zweiten Weltkrieg ein Bad, das in den Monaten Mai bis Oktober besucht wurde. Die standesgemäße Zusammensetzung war extrem. Dienstboten suchten ebenso gesundheitliche Besserung wie Adelige und Regierungspräsidenten. Bemerkens-wert ist der Zuspruch vor der Jahrhundertwende von Kurgästen aus Österreich-Ungarn, sowie aus Berlin und Sachsen.