Franz Xaver Stifler - ein „Super“-Thyrnauer
Im Thyrnauer Friedhof kann man an der Ostseite der Aussegnungskapelle die bemerkenswerte Gedenkstätte von Franz Xaver Stifler entdecken. Die Grabstätte ist ausgeführt in einer in Form gegossenen Gipsplatte, einer Grabplatte also, wie sie in Bayern an vielen Außenwänden von Kirchen zu finden ist.
Durch 150 Jahre Verwitterung hat die Bild- und die Text-Reliefplatte sehr gelitten. Im oberen Feld ist die Hubertuslegende dargestellt. Hubertus kniet in antiker Jagdkleidung mit umgegürtetem Hirschfänger vor dem kreuztragenden Hirschen. Vor Hubertus liegen Helm, Bogen und Köcher. Hinter Hubertus lauert in Sprungstellung sein Jagdhund.
Im unteren Bereich der Tafel zieht in einem Oval der sich auf einen Stock stützende Verstorbene hinter drei voranschreitenden Engeln in das Tor einer antiken Grabstätte mit der Inschrift PULVIS et CINIS (Staub und Asche).
GRABSTÄTTE
des gottselig entschlafenen Herrn
FRANZ XAVER STIFLER
königlicher Revierförster zu Thürnau,
welcher am 5. November 1767 geboren
und am 3. März 1850 in ein besseres
Leben überging, nachdem er 53 ½ Jahre
unter folgenden passauischen Fürsten,
dem Kardinal Firmian, Auersperg,
Thomas Thun aus Thyrol, Fürst Thun
aus Böhmen, dann beim Herzog von
Toskana, ferner bei den Kaisern Joseph
und Franz von Österreich, Max Joseph
und Ludwig August, Regenten aus dem
Königshause Bayern, als Jäger, Zeugwart,
Geometer, Landwehr-Hauptmann und
Königlicher Revierförster seiner Pflicht getreu gedient.
PULVIS (Staub)
et (und)
CINIS (Asche)
eingrav. v. F. ?.
Umrahmt ist das Ganze von neugotischem Rahmenwerk. Mag die Gedenkplatte ein halbindustrielles Werk sein, der Text sagt aber über den Verstorbenen Einmaliges aus.
Franz Xaver Stifler wurde 82 ½ Jahre alt. Er übte fünf Berufe aus: Er war Jäger, Zeugwart, Geometer, Landwehrhauptmann und königlicher Revierförster. Er diente unter neun fürstlichen Dienstherren in der fürstbischöflichen Zeit, in der Österreich-Toskanischen und in der Zeit des Königreiches Bayern.
Im Staatsarchiv Landshut liegt das Häuser-, Rustikal- und Steuer-Kataster aus dem Jahre 1812. Franz Stifler ist unter dem „Steuer District Thürnau“, Haus Nr. IV, Försterhaus aufgeführt, mit einem Steuerkapital (Grundlage der Steuerbemessung) von 510 Gulden. Stifler gehörte damit zu den Wohlhabenden der Nicht-Grundbesitzenden. Das Haus Nr. IV dürfte in der Nähe des Schlosses, in der heutigen Abteistraße oder im heutigen Klosterwinkel gelegen haben, was seine Tätigkeit als Zeugwart und Jäger und die Lage zum ehemaligen Hirschpark südwestlich des Schlosses vermuten lässt.
Franz Xaver Stifler war ein Super-Thyrnauer.