Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg
Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg

Die Watzmannsdorfer, Thyrnaus Ortsadel

Der Watzmann über Berchtesgaden

Wer kennt nicht die Geschichte vom König Watzmann, der durch einen Fluch, wegen seiner Hartherzigkeit in Stein gebannt wurde, zusammen mit Frau und Kindern.

Ein Zusammenhang der Familie der Watzmannsdorfer mit dem Bergmassiv Watzmann im Berchtesgadener Land besteht nicht, aber die Einbettung des Namens Watzmann in die altbayerische Sprachheimat ist damit gegeben.

Bis der Familienname ortsnamenprägend als Watzmannsdorf im heutigen Thyrnau wurde, kann ein langer und weiter Weg zurückverfolgt werden.

Die sehr seltene Namensform Watzmann ermöglicht ein Erkennen der Familienmitglieder in Urkunden, meist Traditionsurkunden, auch wenn diese vor Jahrhunderten ausgestellt wurden. Und was zum weiteren die genealogische Verfolgung erleichtert; das Vorkommen erstreckt sich massiert entlang des Inn- und des Passauer-Raumes.

Trotzdem kann man nicht behaupten, dass immer verwandtschaftliche Zusammenhänge zwischen den aufgeführten Personen bestehen. Das Auftreten als Zeugen in den Urkunden belegt aber den herausgehobenen sozialen Stand der Personen und damit wieder eine Möglichkeit der Zusammengehörigkeit. Und letztlich zeugt die Übernahme des Bestimmungswortes Watzmann für die verschiedenen Ortsnamen mit meist dem Grundwort –dorf, für die Siedlungstätigkeit der Familie um die Jahrtausendwende, gestützt durch die Untersuchungen des Historikers Dr. Georg Maurer, der die Zusammenhänge zwischen Personen- und Ortsnamen im Passauer Raum erarbeitet hat.

Urkundlich belegte Watzmann(-sdorfer)

Namensnennungen beziehen sich auf Schenkungsurkunden des Passauer Bistums, wenn nichts anderes genannt ist.

Nummerierungenvor dem Namen dienen der Einordnung.

Schreibweise der Personennamen wurden wie überliefert beibehalten.

Jahresdaten wurden in der Jahresfolge genannt.

Anmerkung: (ergänzend) (erklärend)

1)                                             Wazaman

748-788 erfolgte eine Schenkung aus der Zeit der Agilolfinger Herzöge Hucbert und Tassilo III., überschrieben mit: „Traditiones plures … Uvazaman (Wazaman) dominicales mansus II in loco nuncupantem Erinunmos. (Unter der Auflistung von mehreren Schenkungen: „Der Adelige Wazaman übergibt Bedienstete und zwei Höfe in Mörmoosen an die Kirche des hl. Stephan in Passau.)

(Diese Eintragung ist die älteste Nennung des Personennamens Wazaman und von Besitzungen eines Wazaman. Die Ortschaft Mörmoosen liegt südlich von Mühldorf, zwischen Inn und Alz, und sie stellt eine Beziehung dieses Wazaman zum Bistum Passau dar).

2)                                             Uvazaman

1038 am 16. Januar, unter dem Passauer Bischof Berengar, war ein (Wazaman) Zeuge einer Schenkung von Grundbesitz der Edlen Rihkart an die Kirche von Passau. (Der Besitz der Rihkart lag in Wald und Figling, LK Eggenfelden, Sulzbach und Aufhausen, LK Griesbach und Neuhofen, LK Pfarrkirchen. Damit ist wieder die Verbindung zu Passau gegeben).

3)                                             Wazaman

1090-1120 (Unter Bischof Udalrich) war ein Wazaman Zeuge bei der Übergabe der Freien Richilt als Zensualin (Abgabe Zahlende) an die Kirche von Passau.

4)                                             Megengoz

1110-1130 erfolgte die Übergabe eines Gutes zu Tobl (Döblergut in Schmidham, LK Griesbach) durch den nobilis (Adeligen) Megengoz (ein Wazaman-Mitglied).

5)                                             Wazaman

1110-1130 (Unter den Bischöfen Udalrich und Reginmar) war ein Wazaman Zeuge bei der Schenkung einer Unfreien durch einen Adalrich.

6)                                             Wazaman

1150-1170 (unter Bischof Konrad) war ein Wazaman mehrfach Zeuge.

7)                                Timo de Wazemannestorf

1156, 1160-1197, nach dem Urkundenbuch des Klosters Kremsmünster war er als Zeuge genannt beim Vergleich zwischen dem Abt Adalbert von Krems­münster und den zwei Söhnen des Grafen Albert von Rebgau wegen eines Hofes zu Viechtwang. (Erste Benennung nach der Örtlichkeit Watzmannsdorf)

8)                                            Wazemanus

1160-1180 übergab ein (Adeliger) Wazemanus einen Gotschalk an die Passauer Kirche.

9)                                              Waziman

1170-1190 war er Zeuge bei der Übergabe eines Gutes in Hundshaupten (bei Griesbach). Als „Waziman burgensis nostris“ war er Zeuge bei der Übergabe der Unfreien Tuta und ihrer Nachkommenschaft an die Kirche von Passau. (Nennung als Bürger der Stadt Passau).

10)               Wazimannus und Rupertus de Wazimannesdorf

1180-1200 waren sie Zeugen bei der Eigenübergabe der Edlen Mathilt de Chorheim (Garham) als Zensualin, (die Adelige unterstellte sich selber als Abgabe Zahlende), der Kirche von Passau. (Einer der Zeugen war Rupertus, der sich erstmals belegbar nach der Örtlichkeit Watzmannsdorf nannte).

11)                          Meinhalm I. de Wazmannestorf

1190 am Freitag vor Sankt Georgen war er Zeuge bei einer Schenkung des Poto von Massing an St. Nikola (Passau).

1197 bei einem Vergleich zwischen Bischof Wolfker von Passau und Wernher von Griesbach. (Hier liegt die angenommene Verbindung der Watzmannsdorfer mit dem räumlich im Osten angrenzenden Adelsgeschlecht der Griesbacher nahe. Die Griesbacher waren Nachkommen der Wachsenberger, die sich vorher Wilheringer nannten, bevor sie das Kloster Wilhering stifteten). Ebenso war Meinhalm I. Zeuge beim Vertrag zwischen Bischof Wolfger von Passau und Werner von Griesbach wegen Höriger (niedrigster sozialer Stand) von Aschach.

12)                           Rupertus de Wazimannesdorf

1212 war er Zeuge in einer Halser Urkunde bei einem Vergleich zwischen den Subener Klosterbrüdern und den Söhnen des Ortwin von Nivenhoven (Neuho­fen?) wegen des Praediums (Gut) zu Steinbach.

13)                              Eberhard de Wazeinsdorf

1220 als bischöflicher Ministeriale genannt. In dieser Zeit fiel ein Teil des Erbes der nobiles de Griesbach an die Watzmannsdorfer.

14)                         Meinhalm II. von Wazzemsdorff

1244 nach einer NiedernburgerUrkunde wurde dem Ritter Wilhelm von Schönanger angedroht, dass er seines Klosterlehens verlustig gehe, wenn er nicht von seinen Angriffen gegen den Propst und Richter der Abtei, Meinhalm von Wazzemsdorff ablasse.

1255 bezeugte Meinhalm II. den Brief, womit Bischof Otto von Passau den Pilgrim von Tannberg mit Gütern belehnte, auf welche Wernher von Winsperch (?) vorher verzichtet hatte.

1261 wurde Meinhalm II. mit einem Hof auf der Ilzleite belehnt (vermutlich das spätere Wotzmanndorf).

1261 am25. April wurde er mit einem Hof in Aufhofen (Aigen am Inn) und einem in Würding belehnt.

1270 ist er in Amstetten und in Passau in den Jahren 1290, 1296, 1298,1302,1308 als Richter des Bischofs von Passau belegt.

15)                          Wilhelm I. von Watzmannstorf

1294-1367 bezeugt. Seine 1. Frau war Christina von Urleinsberg, die 1335 starb.

16)                             Eckart von Watzmannsdorf

1304 ist er bezeugt. Eine Kunigund war seine Ehefrau.

1336 am 3.7. gaben er und seine 2. Frau Klara von Hauzenberg dem Juden Nachym zu Passau und dessen Frau einen Schuldbrief über 6 Pfund Passauer Münzen.

17)                         Altmann I. von Watzmannsdorf

1322, 1324 und 1340 wurde er in St. Pöltener Briefen erwähnt. Altmann I. wurde bezeichnet als „jam mort, uxor Sweigmut, filius Gottfried“ (schon verstorben, verheiratet mit Sweigmut, Sohn Gottfried).

18)                              Eberhard de Wazeinsdorf

1220 bischöflicher Ministeriale. In dieser Zeit fiel ein Teil des Griesbacher Erbes an die Watzmannsdorfer.

19)                           Heinrich von Watzmannsdorf

1333-1340 wurde er in Passau erwähnt.

20)                               Ulrich von Watzmanstorf

1340-1358 erwähnt.

21)                          Wilhelm II. von Watzmanstorf

1341-1371 Sohn von Wilhelm I.

22)             Christian von Watzmannsdorf zu Leoprechting

1348 bezeugt. Sohn von Wilhelm I.. Seine Geschwister warenu. a.Wilhelm II., Konrad, Georg, Anna, Dorothea und Erasmus I..

1354 am 26.1. trat Christian bei einem Schiedsspruch zwischen Bischof Gottfried von Passau und Eberhard von Wallsee in Wien auf.

1367 unterwarf er sich einem Schiedsgericht wegen der Ansprüche (Zerstörungen) am Niederhaus gegen die Passauer Bürger aus dem Krieg gegen Bischof Albert von Winkel.

1369 am 18. Juni bekannte Christian zu Wien, dass ihm die Herzöge Albrecht und Leopold von Österreich jene 400 Pfund, die wegen seiner Kriegsdienste für den verstorbenen Herzog Rudolf gegen die Herzoge von Bayern zu fordern hatte, ausbezahlt hatten.

1369 erwarb Christian von seinem Verwandten Peter Urleinsberger zur Beendigung eines vorangegangenen Streites den Sitz Germannspering (Denkhof), die Kothmühle, den „Schirm über die Widem“ (Kirchenpatronat), das zu der Laurentius-Kapelle (in Denkhof) gehörte, das Gut zu Gaisbach, die Sassbachmühle und ein Gut in Außernbrünst.

1371 am 10. April stellte er an den Bischof Forderungen wegen eines anlässlich eines Bürgeraufstandes erlittenen Schadens an der Veste Niederhaus, die in seiner  Verantwortung stand. Bezüglich seiner Forderungen lenkte er erst ein, als er in den Oberhauser Kerker geworfen wurde.

1371 am 6. Dezember stellte er einen Urfehdebrief aus, also eine Erklärung der Beendigung des Streites mit dem Bischof, zusammen mit seinen Brüdern Wilhelm und Konrad, seinem Onkel Erasmus Türlinger und seinem Schwager.

1371 Christian kam durch seine 2. Frau in den Besitz der Wasserburg Leoprechting. Seine 2. Frau war eine Schwester des Zacharias Haderer, dessen Familie vorher im Besitz von Leoprechting war. Die erste Frau Christians war eine Satelbogen zu Arnwang.

1371 mit der Veste Leoprechting wollte Christian dem Bischof die nächsten drei Jahre gewärtig sein, d. h. zur Verfügung zu stehen. Mit Christian gelangte der Adelssitz Leoprechting in die Hände der Watzmannsdorfer. Nach dem Tod Christians erbte die eine Hälfte des Besitzes Christoph I., der Bruder des verstorbenen Georg II., die andere ging an Sabine, die Tochter Degenharts II. und deren Mann Christoph von Rain zu Rain, der Leoprechting bereits an das Hochstift verpfändet hatte. In der von Christoph I. selbst verfassten Genea­logie seines Geschlechts wird einer Verbindung mit einer Haderer nicht gedacht, nur einer Verbindung Christians mit einer Satelpogen. Christian erreichte ein hohes Alter unter Hinterlassung von Töchtern und drei Söhnen: Stephan, Degenhart I. und Tristan.

23)                            Jakob Watzmannsdorfer

1359 verkaufte Jakob an Georg I., seinen Vetter, den halben Turm (einen der zwei Wohntürme) und die halbe Hofstatt in Watzmannsdorf. In der Christopherus-Kirche sieht man auf dem Altarblatt (1598) am linken Rand die Watzmannsdorfer Burg.

24)                               Albrecht von Watzmannsdorf

1362 erwähnt, vermutlich ein Sohn von Heinrich oder Altman I..

25)                                          Altmann II.

1368 erwähnt, er war vermutlich ein Sohn von Altmann I..

26)                            Konrad von Watzmannsdorf

1371 urkundlich erwähnt.

27)                          Dorothea von Watzmannsdorf

1372 bezeugt. Sie war eine Tochter von Wilhelm I. und eine Schwester von Anna, Georg, Konrad, Christian und Erasmus. Dorothea war verheiratet mit einem Thalhaimer und in zweiter Ehe mit Hanns Mühlheimer.

1399 am 13.1. veräußerten Hans, der „Mulhaymer“, und seine Frau Dorothe, „Erasem des Watzmannsdorfers saelige Swester“ und ihr Sohn dem Spitale Unserer Lieben Frau zu Freistadt den dritten Teil des Holzes am Schachen in der Pfarrei Hirschbach. Siegler war ihr Bruder Christian von Watzmannsdorf zu Leoprechting.

28)                              Anna von Watzmannsdorf

1372 bezeugt. Sie war eine Tochter des Wilhelm I. und Schwester von Dorothea, Erasmus, Konrad, Christian und Georg I. Sie war verheiratet mit Martin Edtsdorfer (Ederlsdorfer). (Anna war Mitstifterin des Montag-Frühmess-Benefiziums in Kellberg).

29)                          Wolfgang von Watzmannsdorf

1380 bezeugt, Domherrn in Regensburg, vermutlich ein Sohn von Christian.

30)                         Erasmus I. von Watzmannsdorf

1395 siegelte er am 13. April als „Strawfuater“ (Schwiegervater) des Georg Harrocher (Harracher) den Brief, durch welchen Harracher den Bürgern von Freistadt den Empfang des ihnen zur Aufbewahrung übergebenen Siegels seines Vaters Hanns bestätigte.

1397 verglich er sich wegen einer Geldschuld mit Heinrich von Au, Wolfgang, dem Neidegger, und Peter, dem Harracher, und starb bald darauf.

31)               Georg I. von Watzmanstorf zu Leoprechting

1464 am 30. April stiftete er das Frühmess-Benefizium in Kellberg.

1480 schloss Georg mit seinem Bruder Wilhelm III., unter Zeugenschaft des Berchtram von Beham, Burghüters zu Wernstein am Inn, Werner, des Nussdorfers, Peter und Rudel Urleinsperger einen Teilbrief (Grundstücksteilung der Burg Watzmannsdorf). Georg von Watzmanstorf war Pfleger zu Ratzmans­torf.

32)                           Stephan von Watzmannsdorf

1404, war ein Sohn des Christian, erwähnt als „Kriegsmann“.

33)                            Tristan von Watzmannsdorf

1405, Sohn des Christian, verheiratet mit Lucia von Paulsdorf, sie hatten einen Sohn, Johann den Lahmen.

34)           Degenhart I. Watzmannsdorfer von Leoprechting

1400 wurde er erwähnt und auch 1405, 1408, 1423. Sohn des Christian von Watzmansdorf zu Leoprechting. 1412 urkundlich fassbar, in Bezug auf die Herrschaft Leoprechting. 1428 wurde Degenhard I. als Oheim (Onkel) des Georg Urleinsberger bezeichnet. 1441 war er Pfleger in Ranfels bei Grafenau. 1448 als „Recht Sprechender“erwähnt. 1456 am 24. Mai starb er.

Die erste Frau Degenharts I. war Amalia von Mermosen. Seine 2. Frau war Katharina von Hörleinsberg, Tochter eines Eckhart. Das Wappen der Hörleinsberger weicht aber von dem Stammwappen der Hörleinsberger auf der Kellberger Grabplatte ab, eine Erklärung ist noch nicht gefunden.

Degenhart I. hatte die heutige spätgotische Kellberger Pfarrkirche an Stelle der Vorgängerkirchen errichten lassen und dies deutlich bekundet durch die Anbringung des Schlusssteines mit dem Watzmannsdorfer-Wappen im Gewölbe des Altarraumes.

Vor dem rechten Seitenalter, dem Marien-Altar, wurde er bestattet. Seine Gebeine wurden anlässlich eines Fußbodenheizungseinbaus unter einem Ziegelgewölbe sichtbar. Der damalige Ortspfarrer GR Georg Reis und der Verfasser waren anwesend. Der Körper des Toten lag parallel zur Südmauer, der Kopf im Westen, Blickrichtung zum Marienaltar. Im oberen Epitaphbereich sind die Wappen seiner Eltern und im unteren Bereich die seiner beiden Ehefrauen festgehalten. Das alles beherrschende Wappen in der Mitte, das Watzmannsdorfer-Wappen, wurde zum Wappen der Gemeinde Thyrnau.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Grabsteinumschrift lautet: „Anno d(omi)nj M cccc (lvi) do Ist gestorben der Edel un(d) vest Degenhart bacenstorffer vo(n) leuprehting des Mantag vor goczleiche(n)am tag dem got genad“

35)                     Ludwig von Watzmannsdorf

1412-1421, Landrichter zu Deggendorf, vermutlich ein Sohn des Christian.

36)                      Erasmus von Watzmannsdorfer IV.

1416 bezeugt, vermutlich Sohn von Erasmus I., siegelte am 8.11. als Richter zu Garsten und Schwager des Erhart Hinterholzer den Brief, womit Letzterer dem Kloster Garsten Güter in der Pfarrei Hagelsberg verkaufte und am 12.5.1418 eine dem Abt von Glennk geschworene Urfehde.

37)                      Bartholomäus von Watzmannsdorf

1421 zu Eberhartsreith an der Ilz, südlich Grafenau. Der Vater ist nicht zuzuordnen.

38)                        Erasmus von Watzmannsdorf III.

1442 bezeugt, war entweder ein Sohn von Wilhelm I., oder ein Sohn eines Sigmund. Erasmus starb am 22. September 1442, seine Frau war Barbara Chersperger. Erasmus war ein Bruder von Christian.

39)              Georg II. von Watzmansdorf zu Leoprechting

1457 war ein Sohn von Degenhart I.. Georg war 1480 Pfleger zu Rathsmannsdorf, Pfarrei Otterskirchen bei Vilshofen. Er starb am 17. September 1495 am Pfingsttag nach Kreuzerhöhung, begraben ist er in Kellberg. Der abgetretene Grabstein, der ursprünglich über der Watzmannsdorfer-Gruft im Altarraum der Pfarrkirche lag, befindet sich seit 1920 außen an der Leonhardi-Kapelle, und heute in der Mitte von drei Grabsteinen im Inneren derselben. Georg II. erhielt etwa ein Jahr nach dem Tod seines Vaters, am 7.7.1457 durch den böhmischen König Lasla die Belehnung mit einem Gut in Vordorf, Pfarrei Peilstein, Landgericht Velden.

1464 am 30. April stiftete er mit seiner Schwester Anna, einer verheirateten Ederlsdorfer, das Frühmess-Benefizium in Kellberg. Verheiratet war Georg II. mit Sabina von Pschächel, einer geborenen Pfäffinger, die wie Georg 1495 verstorben ist, aber in Hutthurm begraben wurde. Eine Schwester von Sabina war Ursula, Äbtissin von Frauenchiemsee. 1484 nahm Georg II. aus unbekannten Gründen an einem Turnier in Ingolstadt, obwohl gemeldet, nicht teil. Aus der Ehe mit Sabina Pfäffinger entsprossen vier Töchter und vier Söhne: Wigileus, genannt „Eques Auratus“, der „Goldene Ritter“, welcher in Wien schon 1484 vor seinem Vater starb, Christoph II., Wilhelm III., Domherr in Passau und Degenhart II..

40)                         Wilhelm II. von Watzmannsdorf

1479 erhielt er durch Resignation seines Bruders Christoph II. dessen Kanonikat. Ihr Vater war Georg II., Bruder von Christoph I., Domherr in Passau; er starb am 5. April 1505. Ein Rotmarmor-Grabstein in der Ortenburg-Kapelle im Passauer Dom kündet von Wilhelm von Watzmannsdorf auf einer Grabplatte in Zweitverwendung. Der lateinische Text lautet in Deutsch: „Im Jahre des Herrn 1505, am Samstag, den 5. April, starb der hochwürdige Vater, Herr Wilhelm von Watzmannsdorf, Doktor des Kirchenrechts, Kanoniker der Kirche zu Passau. Seine Seele lebe bei Gott“. Unter der Inschrift ist das Watzmannsdorfer-Wappenschild im Kreismedaillon zu sehen. Ihr Vater Georg war Pfleger von Rathsmannsdorf, die Mutter Sabine Pfäffing. Wilhelm war 1504 Offizial für das Land ob der Enns und Pfarrer von Winzer bei Windorf.

41)                            Sabina von Watzmannsdorf

1492 Chorfrau im Kloster Niedernburg. Sie war vermutlich die Tochter von Georg II. und Sabina von Pfäffing. Sie starb am 23. August 1492.

42)         Degenhart II. von Watzmannsdorf zu Leoprechting

1492 war er Pfleger in Deggendorf. Degenhart II. war ein Sohn von Georg II.. 1493 kaufte er die Veste und Hofmark Engelsberg als Lehen des Stiftes Niederaltaich, am linken Donauufer gelegen. Der Watzmannsdorfer Besitz umfasste um das Jahr 1500 etwa 400 Anwesen.

Um 1500: Orte im Besitz der Watzmannsdorfer mit jeweils mehreren Höfen (nach L. Veit)

1506, am 12. Mai, verstarb Degenhart. Er wurde in Kellberg begraben, wo sich heute im Altarraum links ein kunsthistorisch bedeutendes Epitaph des erstrangigen Passauer Bildhauers Jörg Gartner befindet.

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

Die Umschrift der Grabplatte lautet: „Hie ligt begrab(e)n Der Edl vest Degenhart vo(n) Waczmstarf zu lewprechting der starb Am Abent Sankt Pangraczii Im 1506 Jar es leyt auch hie begrab(e)n sein hausfraw Warbara vo(n) Waldeck“ Es sollte also auch seine Frau  ...

43)                            Barbara von Watzmansdorf,

geborene von Waldeck, in Kellberg begraben werden, was aber 1520 in Hutthurm geschah, belegt durch einen künstlerisch bedeutenden Grabstein in der Hutthurmer Pfarrkirche.

Die Grabsteinumschrift lautet: „An(n)o d(omi)ni 1520 Am tag petronell ist gestorb(e)n die Edl tugenthaft Fraw Barbara geporn vo(n) waldeck des Edln un(d) vest(e)n degenharts vo(n) batznstarf zu leuprechting gmahel der got genad“. Der Ehe entstammte Sabina, die sich mit Christoph Rhainer zu Rhain verheiratete.

44)                           Barbara von Watzmannsdorf

1493, war die Tochter des Degenhart I. von Watzmannsdorf. Verheiratet war sie mit Kaspar von Puchberg.

45)                        Christoph I. von Watzmannsdorf

1494, Sohn des 1456 verstorbenen Degenhart I.. Christoph starb 1494.

46)                         Margareth von Watzmannsdorf

1527, Tochter des Georg II. von Watzmannsdorf, Chorfrau im Kloster Niedernburg, sie starb am 21. September.

47)         Christoph II. von Watzmannsdorf zu Leoprechting

1527 verstarb mit Christoph II. der letzte männliche Watzmannsdorfer. Er war der Sohn des Georg II. Christoph stiftete 1468 das Benefizium St. Johannes in der Schlosskapelle zu Leoprechting, er verstarb im Februar 1527.

Als Domherr in Passau resignierte er 1479 zugunsten seines Bruders Wilhelm III. und heiratete Hedwig, Tochter des Moritz von Tannberg und Aurolzmünster. verstorben am 10. Mai 1505; sie ist in der Pfarrkirche Hutthurm begrabenund hinterließ mehrere Töchter, aber keine Söhne.

Nach dem Tod seines Bruders Degenhart II. erhielt Christoph 1509 am Mittwoch nach St. Ursula vom Stift Niederalteich die Belehnung mit der Veste Engelsperg.

Ursprünglich wollte Christoph in der traditionellen Familiengruft in der Kellberger Pfarrkirche begraben sein. Das belegt sein zu Lebzeiten gefertigter Grabstein, bei dem nur noch das Todesdatum eingetragen werden musste. Der Grabstein lag auch schon über der Gruft im Altarraum, dafür sprechen die Abtretungsspuren. Heute befindet sich der Grabstein an der Rückwand der Leonhardi-Kapelle in Kellberg, es ist der rechte von den drei Grabsteinen.

Da seine Frau ihren Wohnsitz im Schloss Leoprechting hatte, wurde ihre Beerdigung in der zuständigen Pfarrkirche Hutthurm veranlasst. Christoph wurde neben seiner Frau beerdigt, ein besonders qualitätvoller Grabstein belegt es.

So existieren vom letzten Watzmannsdorfer zwei Epitaphien, eines in Kellberg und eines in Hutthurm.

Die Umschrift seines Grabsteines in Hutthurm lautet: „An(n)o d(omi)ni M CCCCC un(d) In dem (27) starb d(er) Edl vest Christof vo(n) Waczmstarf zu lewprechti(n)g d(er) Ju(n)g(er) Es ligt auch hie sein gemachl dy Edl vest fraw hatwich v(on) tanberg dy starb An dem pfingstabent Jm 1505 Jar den Got genad Ame(n)“.

Das Erbe Christophs ging nach seinem Tod an dessen zahlreiche Töchter: Ursula war verheiratet mit Hans von Haunsberg, Benigna war verheiratet mit Tobias von Waldau, Margaretha war verheiratet mit Hans Nothaft von Leyzmanstayn, danach mit Bernhard von Hiernheim. Die beiden nach dem Tod seiner Frau unehelichen Töchter des Christoph von Watzmannsdorf mit seiner Haushälterin Magdalena Notauer waren Anna und Hadwig, letztere verheiratet mit dem Passauer Bürger Michael Obsinger. Von ihrem Vater erbten sie den Glaslhof und 4 Sölden zu Würding. Hadwig verzichtete 1527 gegen einen Jahreszins auf ihr Erbe zugunsten Annas.

48)                                                         Magdalena

war verheiratet mit Georg Trauner zum Haus und Furth. Voller Familienstolz ließ sie über das Eingangstor des Schlosses Furth bei Haus im Wald über dem Watzmanndorfer-Wappen einmeißeln:

„… durch Jörge(n) Trauner (und) Magdalena sein ehliche Hausfra(u) weile (weiland) Christoffen von Waezenstorff zu leuprechting ehliche Tochter widerumb auf erpaut worden (das abgebrannte Schloss) un(d) ist volent als ma(n) zelt nach der geburt Christij 1551 jar“. Magdalena war die letzte weibliche Adelige der Familie.

Was kündet heute noch von den Watzmannsdorfern?

Die mit dem Personennamen Watzmann gebildeten Orte um das heutige Thyrnau, das früher

Watzmannsdorf hieß. So z. B. Donauwetzdorf, Kammerwetzdorf, Wotzdorf, Wotzmanns­reut, Wotzmannsdorf, vielleicht auch Witzmannsberg, aber nicht gesichert, und andere Orte wie Oberdiendorf zwischen Wotzdorf und Hauzenberg, das vermutlich aus einem Vornamen Tiemo (s. No.7) der Watzmannsdorfer gebildet wurde. Tiemodorf wurde zu Diendorf, ebenso vermutlich das Diendorf bei Untergriesbach.

Die Kellberger Pfarrkirche aus der romanischen und gotischen Zeit.

Die Christopherus-Kirche in Thyrnau aus der romanischen und gotischen Zeit. Auf sie bezieht sich die sogenannte Watzmannsdorfer-Stiftung von 1464. In ihr wird festgelegt, dass täglich in der Pfarrkirche in Kellberg für die Familie eine Messe zu feiern ist, aber jeden Freitag in Sankt Christoph bei Watzmannsdorf.

Das Altarblatt der Kirche von 1593 hält noch am linken Bildrand das Aussehen der Burg Watzmannsdorf mit zwei Türmen fest.

Die zwei Epitaphien in der Kellberger Pfarrkirche und drei in der Leonhardi-Kapelle sowie ein halber Grabstein im Garten des Alten Pfarrhofes.

Die Kriechbaum-Madonna, die „Thyrnauerin“ aus der Christopherus-Kirche, jetzt in der Thyrnauer Pfarrkirche.

Das Ölberg-Relief in der Leonhardi-Kapelle. Es war bis zum Bau der jetzigen Sakristei an der Südseite der Vorgängersakristei angebracht und damit an der Außenwand er darunter liegenden Watzmannsdorfer-Gruft.

Aus der Zeit der Watzmannsdorfer stammen je ein gotischer Bildstock im Westen und im Osten von Thyrnau und einer in Kellberg beim Friedhof.

Die Boden-Grabplatte eines Pfarrers der Kellberger Pfarrkirche vor der Chorstufe aus dem 14.Jh.

Ein spätgotisches Epitaph eines Kellberger Pfarrers aus der Bauzeit der jetzigen Kirche.

Der Burgstall bei Gastering aus dem 11. Jahrhundert.

Das Gedenken an die Watzmannsdorfer hat bis sich in Kellberg noch bis 1926 erhalten, nach Aufzeichnungen von Pfarrer Franz Xaver Nagler. Dort heißt es beim „Verzeichnis der im Jahre vorkommenden kirchlichen Verrichtungen“ unter Jahresbitten: „In Liebe und Andacht wolle im frommen Gebete eingedenk sein der hochadeligen Watzmannsdorferschen Familie.“

Einfluss- und Tätigkeitsgebiet der Watzmannsdorfer

Das Gebiet der Watzmannsdorfer erstreckte sich von der Oberpfalz entlang dem Donauraum bis Wien, vor allem durch berufliches Wirken und Heiratsverbindungen.

Die Ausbildung einer Hofmark mit all ihren Rechten entstand in der Watzmannsdorfer Zeit und daraus die Bedeutung Thyrnaus in den darauffolgenden Zeiten bis zur politischen und wirtschaftlichen in unserer Zeit.

Literatur und Quellen

Collectio Nova Monumentorum Boicorum , Band 19

Duellius, Raimund: Excerptorum Genealogico

Epp, Ramona (gesammelt u. bearbeitet): Inschriften der Stadt Passau bis 1662

Erhard, Alexander: Geschichte der Stadt Passau, 1861

Erhard, Alexander: Geschichte u. Topographie der Umgebung von Passau, 1899

Hartmann, Peter Claus: Die Landstände des Hochstiftes Passau

Heider, Joseph: Regesten des Passauer Abteilandes

Heuwieser, Max: Traditionen des Hochstiftes Passau

Historische Kommission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften: Die Entstehung der Landgerichte im bayerisch-österreichischen Rechtsgebiet, 94 Band

Krick, Ludwig Heinrich: Stammtafeln adeliger Familien des Bistums Passau

Maurer, Georg: Ortsnamen des Hochstiftes Passau

Nagler, F. X., Pfarrer von Kellberg: Handschriftliche Aufzeichnungen 1923

Rossgotterer, Rudolf: Zur Geschichte von Mörmoosen

Schätzl, Erich: Das 1000-jährige Kellberg

Siebmacher, J.: Siebmachers Wappenbuch, 4. Band

Staatsarchiv Landshut: Watzmannsdorfer Frühmess-Stiftung von 1464., Rep. ad 91b Fasz. 50 No 79n (CXIII.360)

Urkunden-Buch des Landes ob der Enns

v. Leoprechting, Karl: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern VII

Veit, Ludwig: Historischer Atlas von Bayern