Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg
Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg

Alois Johannes Lippl

Er wurde am 21. Juni 1903 in München geboren. Nach dem Tagesheiligen Aloisius erhielt er den Namen Alois. Sein Vater Alois Lippl stammte aus Thyrnau, seine Mutter Barbara aus der Holledau. Mit eineinhalb Jahren erkrankte er an Kinderlähmung und war an Gehapparate gefesselt. Seine Mutter war es, die ihm Lesen und Schreiben beibrachte und in ihm die Liebe zur Dichtung weckte. Mit 9 Jahren wurde ihm durch eine erstmalig durchgeführte Sehnenverpflanzung die Gehfähigkeit wiedergegeben.

Nach dem 1. Weltkrieg verbrachte er seine Ferien regelmäßig bei seinen Großeltern in Stolling (6 km westlich von Thyrnau), wo er mit der Aufführung selbstverfasster Kasperlgeschichten die Kinder begeisterte. Mit 15 Jahren schrieb er sein erstes Krippenspiel, 16 Jahre war er alt, als sein erstes Theaterstück „Der Ritter unserer Lieben Frau“ im Druck erschien.

Lippl-Stele vor der Alois-Johannes-Lippl-Schule in Thyrnau

 

 

 

Dem Schreiben von Stücken und dem Theater blieb er auch später treu. Einige seiner bekanntesten Werke sind „Die Pfingstorgel“, „Der Holledauer Schimmel“, „Das Schloß an der Donau“, „Die Saldenreuther Weihnacht“, „Der unverletzliche Spiegel“, „Das Überlinger Münsterspiel“, „Der Engel mit dem Saitenspiel“ (verfilmt) u.v.a. Das Stück „Der Glockenkrieg“ spielt in Thyrnau und Kellberg, „Der Passauer Wolf“ in Passau, Thyrnau, Kellberg und der Schmölz.

Im Alter von 29 Jahren wurde Lippl Abteilungsleiter des Bayerischen Rundfunks. Nach dem 2. Weltkrieg war er als Aufsichtsratsvorsitzender des Bayerischen Rundfunks ein Mann der ersten Stunde. Während seiner Intendanz des Bayerischen Staatsschauspiels wurden das Münchner Resi-denztheater und die Staatsoper wieder aufgebaut.

Alois Johannes Lippl verstarb 1957 in Gräfelfing bei München.

Lippls kurze Autobiografie

„Ich habe zwei Weltkriege erlebt, eine müde Revolution, zwei Inflationen, die Jugendbewegung, ein tausendjähriges Reich, Luftangriffe, den Fragebo-gen und das deutsche Wunder.

 

Ich war Student, lernte die Schweiz, Frankreich und Italien kennen, schrieb Laienspiele, Drehbücher, Hörspiele, Theaterstücke, inszenierte an verschie-denen Freilicht- und echten Bühnen, am Rundfunk und beim Film, wurde von der Kritik in den Himmel gehoben und am Boden zerstört, war Redak-teur, Präsident des Bayerischen Jugendringes, Theaterintendant, habe eine fünfköpfige Familie und deshalb die üblichen Sorgen.

 

Was ich erlebte, war bei Gott nicht immer vergnüglich ... Aber die Stunden, die schön waren, be-sitzen doch ein solches Gewicht, daß auf den negativen Seiten die schlechten Posten ausradiert sind.

 

Und wenn ich schreibe, denke ich nicht so sehr an das, was mich ärgerte, lahmte oder bedrückte, sondern mehr an die helleren, glücklicheren Bereiche, die sich mir auftaten.

 

Das ist nun kein billiger, rosaroter Optimismus, kein simples Hinweghüpfen über die oft recht rauhe Wirklichkeit: es ist einfach der Glaube, daß die Menschen am Guten und Schönen mehr Freude haben als am Schlechten und Häßlichen.

 

Und daß man ihnen so vielleicht die Augen und Herzen auftun kann dafür, daß die Welt doch nicht so übel ist, wie sie von manchen verschrieen wird, denn schließlich und endlich ist sie ja doch eine Schöpfung Gottes."

Wiederaufbau des Münchner Residenztheaters

Alois Johannes Lippl wird als bayerischer Staatsintendant beauftragt, für den Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Münchner Residenztheaters zu sorgen.