Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg
Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg

Das Wappen der Gemeinde Thyrnau

Das Wappen der Gemeinde Thyrnau ist die sogenannte Watzmannsdorfer-Distel, golden auf schwarzem Grund, vierblättrig mit eingekerbten Rändern, im Zentrum eine Samenkapsel auf kurzem Stiel aus einem Dreiberg wachsend.

 

Eine botanische Erklärung für die dargestellte Distel gibt es nicht. Das Unklare spricht für das Alter der Symbolik. Die naheliegendste Deutung in der Literatur bietet die Stechpalme, ilex aquifolium, auch bekannt als Walddistel, Schradellaub oder Schradelbaum mit dornig gezähnten Blättern.

 

Der Dreiberg deutet auf eine Berglage bzw. eine hochgestellte Burganlage hin, und die Distel verweist auf dornenähnlichen Bewuchs der Thyrnauer Anhöhe, der sich aus der Bedeutung des Namens Thyrnau erschließt. Das heutige Thyrnau war vor 1000 Jahren das alte Watzmannsdorf, die Erstsiedlung und der Zentralort der Watzmannsdorfer in ihrem ausgedehnten Siedlungsgebiet.

 

Im Laufe der fünf Jahrhunderte der Watzmannsdorfer Zeit entwickelten sich Variationen. So können der Dreiberg oder die Samenkapsel entfallen. Die Blattform kann kleeblattartig abgerundet, gezackt, eingekerbt oder gelappt sein:

Der Gewölbeschlussstein in der Kellberger Kirche zeigt die extremste Ausbildung: herzförmige Blätter, die Samenkapsel viergeteilt, ohne Stiel und ohne Dreiberg.

Das Wappen auf dem Grabstein von Degenhard I. von Watzmannsdorf in der Kellberger Kirche (s. u.), dem Erbauer der jetzigen Kirche und seiner Begräbnisstätte, wurde von Heimatpfleger Erich Schätzl als Vorlage für das Gemeindewappen vorgeschlagen und nach der Gebietsreform 1978 vom Gemeinderat der neuen Großgemeinde Thyrnau einstimmig angenommen. Die Gestaltung wurde dem Graphiker Max Reinhart übertragen.

 

Kein anderes Symbol kann die aus drei Altgemeinden bestehende Großgemeinde Thyrnau so darstellen wie die Watzmannsdorfer-Distel in den Farben Schwarz und Gold bzw. Gelb: In der Altgemeinde Donauwetzdorf lebt der Name der Watzmannsdorfer weiter, Thyrnau war der Ausgangs- und Zentralort der Watzmannsdorfer und in Kellberg befindet sich ihre Begräbnis.

Epitaph von Degenhart I. von Watzmannsdorf + 1456, oben links das Wappen seines Vaters Christian, rechts das seiner Mutter (geb. Satelbogen), darunter das Wappen seiner ersten Ehefrau Amalia Mörmosen, links das seiner zweiten Ehefrau Katharina Herleinsberg