Die Schätzl - Thyrnaus Hofmarksherren und ihre Verwandten im 16. und 17. Jahrhundert
1) Benedikt I. Schätzl war fürstbischöflicher Hofrat und Anwalt in Passau, * 1485. Die Wappen-verleihung erfolgte 1541 unter Fürstbischof Wolfgang Graf von Salm. Benedikt I. verstarb im Jahr 1551 und wurde im Domkreuzgang zu Passau beerdigt. Er war verheiratet mit Apollonia, einer geborenen Rottaler. Sie wurde 1490 geboren und verstarb am 8. Januar 1517 in Passau. Zwei kleine Rotmarmor-Fragmente des Grabsteines von Benedikt I. und seiner Frau finden sich, schwer erkennbar, in der Südwestecke des Domkreuzganges.
2) Benedikt II. Schätzl zu Hörmannsberg, Thyrnau und Watzmannsdorf, Sohn von (1), * 1530, + 3. März 1571. Von 1543 bis 1571 war Benedikt II. fürstlicher „Sitzender Hofrat“. Laut der Chronik „Puch der Vertiger der Salz und Schefleutzech zu Pazzaw“ von 1322 war er in den Jahren 1548 und 1556 Sekretär dieser Zech. In der Zeit von Mai bis Juni 1553 war Benedikt passauischer Gesandter beim Reichstag zu Frankfurt. 1556 wurde er auch Mitglied des Rates der Stadt Passau. 1554 erfolgte der Erwerb der Hofmark Hörmannsberg bei Tiefenbach von Barbara von Closen.
Im bäuerlichen Anwesen Unfried, Hausname Fuchsbauer, befindet sich im Innenhof die rotmarmorne Löwenwappen mit der Inschrift: „Benedict Schätzl hat Hermannsperg 1554 erkaufft neu aufgepaut und erweitert Anna geborne Schwartzdorfferin sein hausfrau“. Von den Closen erwarb Benedikt II. in den Jahren 1559-1565 auch Thyrnau mit Watzmannsdorf. Benedikt II. wurde im Domkreuzgang beerdigt. Sein Grabdenkmal aus dem Domkreuzgang ist heute in der Christophorus-Kirche in Thyrnau. Auf diesem ist Benedikt dargestellt mit seinen 6 Söhnen und seinen 8 Töchtern, seiner Ehefrau und ganz rechts mit zwei verheirateten Töchter mit den Wappen ihrer Ehemänner.
Benedikt II. Schätzl war verheiratet mit Anna Schwarzendorfer, Rentmeisterstochter, * 1530 in Straubing. Anna war die Tochter von Wolfgang Schwarzendorf zu Hornstein, Rentmeister, * 1500 und Veronika von Haslang zu Ried, * 1505. Die Schwarzendorfer führten in ihrem Wappen drei goldene Granatäpfel auf silbernem Grund, wie auf einem Grabstein in der Straubinger Karmeliten-Kirche zu sehen ist. Außer einem Stadthaus in Straubing am heutigen Ludwigplatz Nr.3 hatten die Schwarzendorfer ein Haus in Passau in der Michaeligasse. Als Witwe tauschte Anna am 29. September 1571 mit den Grafen von Ortenburg, den Brüdern Johann III. und Ulrich III., für ihr Gut mit Taverne in Trautmannsdorf und ein Gut in Blindham Höfe in Hundswinkel und Rackling ein. Sie starb am 1. Mai 1600 in Passau.
3) Urban (Adam) Schätzl, Sohn von (2), * 1561. Er wurde am 28. Oktober 1585 an der Universität Ingolstadt als „nobilis Paßaviensis" immatrikuliert und studierte dort Rechtswissenschaft, als er noch „ledig aber vogtbaren Standes (rechtsfähig) war“. 1582 erhielt Urban das Braurecht für Thyrnau von Fürstbischof Urban von Trennbach. Seit 1614 war Urban fürstbischöflicher Kämmerer und Rat und Pfleger der Herrschaft Leoprechting. Urban verstarb am 3.10.1638 und wurde in der von ihm gestifteten und erbauten St.-Michaels-Kapelle im Domkreuzgang zu Passau beerdigt. In 1. Ehe wurde Urban am 19. November 1600 im Schloss Thyrnau mit Anna Maria Riederer von Paar verheiratet, * 1577, + 26. März 1604. Schon ein Jahr später folgte am 28. September 1605 die 2. Ehe mit Maria Isabella Freiin von Pötting * 1565, + 17. Juni 1633. Sie war die Tochter von Sebastian von Pötting und Persing und Domina Regina Freiin Eckh von Hungersbach. Urban Schätzl ließ 1622 in Thyrnau eine Marienkapelle, die spätere Loretto-Kapelle erbauen. Urban erlangte 1624 in Wien den Reichsfreiherrenstand.
Über die Vermögensverhältnisse der Thyrnauer Hofmarksherren gibt ein Schuldbrief noch im Jahre 1714 Auskunft, in dem der Abt Quirinus, der Prior und der Konvent des Klosters Tegernsee dem Probst des Klosters Weyern bestätigen, 7000 Gulden erhalten zu haben, die Weyern durch eine Erbschaft von den „Baron Schätzlischen“ erhalten hat. Abt Quirinus schlägt vor, dass er statt des Zinses 75 Eimer österreichischen Weines entrichtet. Urban Schätzl gründete das Armen- und Spitalhaus bei Sankt Christoph.
4) Julius Benedikt Schätzl, Sohn von (2), * um 1562, gefallen 1598 im Türkenkrieg beim Sturm vor Ofen (Budapest). Er wurde bestattet vor dem Sakramentshäuschen in der Domkirche Sankt Stephan zu Wien.
5) Wolfgang Adam Schätzl von Hörmannsberg und Thyrnau, * um 1564, + 12.12.1600, begraben in der Michaels- oder Schätzl-Kapelle im Passauer Domkreuzgang. Er wurde am 20.9.1582 an der Universität Ingolstadt immatrikuliert als „Wolphgangus Adamus Schetzel a Hermanperg et Thurnau Pataviensis“. Laut Hofratsprotokoll hat er als „Hofrat nicht sitzend“ an keiner Sitzung teilgenommen. Er ist des Erzherzogs Leopoldi fürstbischöflich Passauer Rat und Pfleger. Bei seiner Vereidigung am 11. 2. 1600 wird er als Hofrat und Pfleger der Herrschaft Schwandorf bezeichnet. Wolf Adam war verheiratet mit Susanna, geborene Moll, * 1561, noch lebend im Jahr 1601.
6) Kunikunde Schätzl von Hörmannsberg, Tochter von (2), ledig, + 27. Januar 1595 in Vohburg an der Donau und in der Marktkirche begraben.
7) Margareth Schätzl von Hörmannsberg, Tochter von (2). * 1562, + 17.11.1598, verheiratet mit Otto Lösch von Hilgertshausen und Stefanskirchen * 1540, + 27. Oktober 1596, „Sitzender Hofrat“, fürstbischöflich passauischer Jägermeister.
8) Anna Schätzl von Hörmannsberg, Tochter von (2). * 1565, + 22.6.1609, verheiratet 1577 mit David Eckgher von Kapfing, * 1550, Pfleger zu Osterhofen, deren Tochter Maria Isabella verheiratet mit Johann Wolfgang Friedrich Freiherr von Puechleithen. Der barocke Grabstein der Familie Puechleithen ist in der Thyrnauer Christophorus-Kirche erhalten.
9) Elisabetha Schätzl von Hörmannsberg, Tochter von (2), * 1560, verheiratet 1579 mit Mathias Yßl von Oberndorf, * 1553, Pfleger zu Hals, ULTIMUS STIRPIS, der letzte seiner Familie.
10) Genoveva Verena Schätzl von Hörmannsberg, Tochter von (2), * nach 1561, ledig, + 29.12.1631 in Passau.
11) Leopold Benedikt Schätzl Freiherr von und zu Hörmannsberg und Thyrnau, Sohn von (3), kaiserlicher Truchsess, getauft am 10.7.1614, + 22.1.1665, bestattet in der Passauer Franziskanerkirche (heute Votivkirche). Verheiratet in 1. Ehe mit Maria Cäcilia Freiin von Lindelo, * 1617, + 13.6.1654 in Thyrnau, in 2. Ehe 1655 mit Esther Theresia Freiin von Pappenheim, + 30.11.1655.
Zur Zeit des Ehepaares Schätzl-Lindelo zeigte sich die Bedeutung der Hofmark Thyr-
nau in der Darstellung des Schätzl-Wappens im Chorbogen der Pfarrkirche Kellberg.
12) Georg Adolf Schätzl von Hörmannsberg, Thyrnau und Watzmannsdorf auf Waffenbrunn bei Cham, Sohn von (3), * 25.4.1610, + 1642. Verheiratet war er mit Maria Katharina Freiin von Thurn, Erbin von Tittling und Lodersdorf, + 1666. Von Maria Katharina ist ein Erbrechtsbrief für Untertanen zu Tittling erhalten und eine Bierschankerlaubnis zu Marktzeiten. 1654 erfolgte die Genehmigung durch Kurfürstin Maria Anna als „Vormünderin“ von Ferdinand Maria für den Ankauf von Lehen für die zwei Töchter von Maria Katharina. Maria Katharina hatte einen eigenen Vorreiter bei ihren Spazierfahrten.
13) Wolf Willibald Schätzl, Sohn von (3), in der Kindheit verstorben.
14) Julia Anna Schätzl, Tochter von (3), in der Kindheit verstorben.
15) Maria Elisabeth Schätzl, Tochter von (3), getauft 7.7.1613, + in der Kindheit am 22.12.1613 verstorben, beerdigt in Hutthurm.
16) Katharina Schätzl, Tochter von (3), in der Kindheit verstorben.
17) Willibald Schätzl, Sohn von (3), in der Kindheit verstorben.
18) Anna Regina Schätzl, Tochter von (3), getauft 19.1.1608, + in der Kindheit am 15.4.1608.
19) Viktor August Schätzl, Sohn von (3), in der Kindheit verstorben.
20) Anna Regina, Tochter von (3), getauft 8.1.1609, + in der Kindheit am 9.4.1609. Vornamen wurden wiederverwandt.
21) Johann Sebastianus Schätzl I. von Hörmannsberg, Thyrnau und Watzmannsdorf, Sohn von (3), getauft am 15. September 1617, + 1677, Hofrat von Fürstbischof Erzherzog Leopold Wilhelm, verheiratet mit Sophie Eleonore Freiin von Eybiswald.
22) Maria Rosa Schätzl zu Hörmannsberg, Tochter von (3); geboren und getauft in Passau am 8. Juli 1619.
23) Georg Wolfgang Friedrich Schätzl, Freiherr von und zu Hörmannsberg und Thyrnau, Sohn von (4), * 1654, fürstbischöflich passauischer Hofrat. Er verkaufte am 27.9.1692 für 46.000 Gulden die Güter Thyrnau mit dem „daranhangenden“ Watzmannsdorf und Hörmannsberg an den Fürstbischof Reichsgraf Johann Philipp von Lamberg. Lamberg ernannte ihn zum Hofcavalier. Das Domkapitel genehmigte den Ankauf am 18. April 1699. Georg Wolfgang Friedrich war verheiratet mit Maria Margaretha Freiin von Freyberg und Hohen-Aschau zu Spitzenberg. Georg Wolfgang Schätzl starb am 16. Mai 1747. ULTIMUS STIPIS, das letzte männliche Mitglied der Thyrnauer Hofmarksfamilie.
24) Hans Hektor Schätzl zu Hörmannsberg, Sohn von (10), + 1638 in seiner Jugend, beigesetzt unter der Gedenktafel im Chor der Pfarrkirche Kellberg,
25) Hans Karl Schätzl zu Hörmannsberg, Sohn von (10), + 1638 in seiner Jugend, beigesetzt unter der Gedenktafel im Chor der Pfarrkirche Kellberg.
26) Philipp Joseph Wolfgang Schätzl, Freiherr von Hörmannsberg und Thyrnau, Sohn von (23), + 1689, beerdigt im Dom zu Passau.
27) Benigna Schätzl, Tochter von (23) Freiin von Hörmannsberg und Thyrnau, * 18. Februar 1691, Subpriorin in Seligenthal.
28) Judas Thaddäus Schätzl, Sohn von (23), Freiherr von Hörmannsberg und Thyrnau, * 1680, Canonicus regularis im Kloster Rohr, + 1745.
29) Maria Anna Schätzl, Tochter von (21), Freiin von Hörmannsberg, König- und Kaiserliche Sternkreuzordensdame, verheiratet mit Johann Josef Graf von Wildenstein zu Kahlstorff. Nach dem Tode ihres Mannes 1750 war sie am kaiserlichen Hof zu Wien bekannt als „Witwe Aya“. Maria Anna Schätzl war die letzte weibliche Schätzl der Thyrnauer-Hofmark-Schätzl, + nach 1750.
Der Sternkreuzorden ist bis heute der Orden adeliger katholischer Damen, die die Verehrung des Kreuzes, einen tugendhaften Lebenswandel und wohltätige Werke in ihre Mitte stellen. Bei einem Brand in der Wiener Hofburg 1668 wurde der Leopoldinische Trakt vernichtet, das Reliquiar mit Kreuzessplittern der kaiserlichen Familie blieb unversehrt. Aus Dankbarkeit stiftete Kaiserin Eleonore den Sternkreuzorden.
Das Ordenszeichen ist ein Medaillon mit rot emailliertem Kreuz auf einem kaiserlichen Doppeladler. Darüber steht auf einem weißen Banner der Wahlspruch des Ordens „Salus et Gloria“, Heil und Ehre. Der Festtag des Ordens ist der 3. Mai, der Tag der Kreuzauffindung. Zuletzt traf sich der Orden am ersten Mai-Wochenende 2010 in Altötting.
Der Weg der bäuerlichen und bürgerlichen Schätzl bis zu den Thyrnauer Hofmarksherren ist gut nachvollziehbar.
Zwei Jahre nach der Entdeckung Amerikas 1492, also vor mehr als 500 Jahren, sind die bäuerlichen Schätzl durch eine Zehentübergabe des Schätzl-Hofes an Christoph von Watzmannsdorf feststellbar. Dies geschah am 26. Dezember des Jahres 1494, dem Stephanstag. Schon Generationen vorher sind Schätzl anzunehmen. Der heute denkmalgeschützte Urhof von Renfting, ein Vierseithof in Abwandlung eines Rottaler Stockhauses ist der Ausgangsort bei der Verbreitung der Schätzl. Sie lässt sich im Raum nordöstlich von Passau durch das Internet gut darstellen. Einmalig ist die Konzentration der Familie in der Südostecke Bayerns (s. u. Karte).
Die bürgerlichen Schätzl sind in Passau durch eine Schenkungsurkunde vom 21. April 1373 feststellbar, die ein „Chunrad Schaetzzel“ als „Fürsprech“ mitbezeugte. Ein „Fürsprech“ ist die Vorstufe eines Advokaten. Am 9. März 1379 beurkundet ein Hänsel Schätzzel der Gastringer (Gastwirt) und Zinngiezzer eine Falschaussage und bezeichnet sich auch als „Vorsprech“.
In der „Fürsprech“-Zeit kündigen sich die Volljuristen, nämlich die Advokaten der Hofmarkzeit Thyrnaus, bereits an.
Quellen und Literatur
Weiss Rudolf, Der Hofrat der Fürstbischöfe von Passau im 16. Jahrhundert
Grabdenkmal-Fragmente im Passauer Domkreuzgang
Wappendarstellungen in der Christophorus-Kirche
Portrait-Darstellung von Urban Schätzl, Kopie im Rathaus Thyrnau
Grabdenkmäler in der Pfarrkirche Kellberg
Grabdenkmäler in der Thyrnauer Christophorus-Kirche
Totenschild in der Kellberger Pfarrkirche
Grabdenkmal in der Hutturmer Pfarrkirche
Die Inschriften des Landkreises Passau bis 1650
Verhandlungen des Historischen Vereins Niederbayern, 7. Band
Matrikelbücher der Dompfarrei Passau
Ferchl, Bayerische Behörden und Beamte 1550-1804
Schmid, Wolfgang Maria, Illustrierte Geschichte von Passau
„Puch der Vertiger der Salz- und Schefleutzech zu Pazzaw“ von 1322, Stadtarchiv Passau
Schindler, Herbert, Reisen in Niederbayern