Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg
Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg

Geschichte

Die Gründungssage

Wie bei vielen alten Kirchen steht am Beginn der Baugeschichte eine Sage mit folgendem In-halt: Anfänglich wollte man die Kirche nicht in Kellberg, sondern weiter nördlich in Oberdien-dorf errichten. Andere Sagenvarianten sprechen von Hundsdorf oder Zwölfling. Die Zimmerer-leute hatten dort mit der Arbeit schon begonnen, sie kamen aber nicht voran. Immer wieder hackten sie sich in die Hände. Da stieß ein Vogel vom Himmel hernieder, nahm mit dem Schna-bel einen blutigen Holzspan auf und flog damit nach Passau, umkreiste dreimal die Domtürme und kehrte nach Kellberg zurück, wo er den Span fallen ließ. Darin sah man ein Zeichen des Himmels, dass hier die Kirche errichtet werden sollte.

Die Volkskunde deutet solche Aussagen dahingehend, dass die Bevölkerung ihren Kultort dort haben wollte, wo er schon in vorchristlicher Zeit war. Dies schien wichtiger gewesen zu sein als die kirchlich geplante zentrale Lage der zu errichtenden Kirche. Ob die Überlieferung hier Vor-gänge widerspiegelt, die die Errichtung der niedernburgischen Vorläuferkirche der späteren Pfarrkirche betrifft oder die Altmann-Pfarrkirche, lässt sich nicht näher bestimmen. In der Aula unserer Kellberger Schule ist der Sagenzyklus in farbigen Keramikbildern festgehalten. Tacitus berichtet in seiner Germania von der Vogelflug-Deutung germanischer Völker.

1010 Die Nordwaldschenkung an Niedernburg

Im Jahre 1010 wurde durch König Heinrich II., der zugleich Herzog in Bayern war, das Kanonis-senstift Passau-Niedernburg zur Reichsabtei erhoben. Durch die sogenannte Nordwald-Schen-kung wurde die Abtei Grundherrin über Teile des Gebietes zwischen Donau und der böhmischen Grenze sowie zwischen der Ilz im Westen und der Rodel im Osten.

Buchmalerei aus dem Regensburger Sakramentar von 1014: Krönung Heinrichs II. mit Heiliger Lanze und Reichs-schwert. Er war als Heinrich IV. Herzog von Bayern 995-1004 und 1009-1018, zugleich als Heinrich II. deutscher König 1002-1024 und Kaiser 1014-1024. Seine Schwester Gisela war Königin von Ungarn, und - nach dem Tod ihres Mannes Stephan des Heiligen und ihrer Befreiung aus ungarischer Haft - Äbtissin des Reichsklosters Niedernburg in Passau.

Die nachvollzogene Schenkungsurkunde hält den Siedlungsstand des Jahres 1010 fest, wenn sie aufzählt, was geschenkt wurde: z. B. Höfe, Gebäude, bebautes und unbebautes Land, Wiesen, Weideplätze, Gewässer, Mühlen, Fischrechte, Wälder und Jagdrechte. Das Frauen-kloster wandelte sich damit zu einer vom Bischof unabhängigen Grundbesitzerin. Ab diesem Zeitpunkt gingen wirtschaftliche Nutzung, Verwaltung und Organisation des kirchlichen Lebens von Niedernburg aus, und zwar unter Mitwirkung der kaiserlichen Vögte, wie es für jede klösterliche Einrichtung vorgesehen war.

1161 gab Kaiser Barbarossa das Reichskloster und seine Ministerialen an das Domstift Passau und ab 1193 setzte dieses auch Klostervögte ein und durfte die Königssteuer behalten. Mag die tatsächliche Ausdehnung der Nordwald-Schenkung, vor allem im Osten, noch umstritten sein, der Raum der Kellberger Urpfarrei ist davon nicht betroffen, er bildete das unumstrittene Herzstück der Schenkung.

Noch bevor ein Pfarrsitz, eine Pfarrkirche, errichtet wurde, muss man ein Vorstadium unter-stellen. Beim Einbau der elektrischen Fußbodenheizung 1970 wurde der Boden des Kirchen-schiffs bis zu 1 m Tiefe aufgegraben. Dabei wurde das Steinfundament einer Vorgängerkirche freigelegt. Entlang der Turmseite hatte die Steinpackung eine Breite von 120 cm. Sie war genau dort unterbrochen, wo der jetzige Kapellenzugang ist und zwar in dem Ausmaß des heutigen Zugangs zum Turmerdgeschoss. In Richtung Osten verliefen die Außenmauern in einer Breite von 90 cm. Festzustellen ist dabei, dass die Säulenfundamente der heutigen Kirche die Mauerfundamente der Vorgängerkirche nach außen überschneiden, d. h. die Säulenfun-damente waren zur Innenseite des Kirchenschiffs nicht ausgebildet, bzw. sie wurden durch die Mauerzüge ersetzt. In Richtung Osten, zum heutigen Chor hin, konnten die Fundamente bis zu dem mittleren Säulenpaar etwa verfolgt werden. Pfarrer BGR Georg Reis, Kreisheimatpfleger Gott­fried Schäffer und der Verfasser konnten das Beschriebene feststellen und protokollieren.

Grundriss der heutigen Kirche mit dem Grundriss der Alt-Sakristei; erkennbar sind die unterschiedlichen Mauerstärken: darin Grabungsbefund der Vorgängerkirche, vermutlich aus der Niedernburger Zeit; dick schraffiert die Chorbogen-mauer aus der romanischen, vermutlichen Altmann-Pfarrkirche.

Freigelegte Ostfenster der beiden Seitenschiffe der evtl. Altmann-Kirche:

links und Mitte Fenster hinter dem Ottilienaltar, rechts hinter dem Marienaltar

Bei Berücksichtigung des beschriebenen Mauerwerks einer Vorgängerkirche können die erwähn-ten Fundamente nur zu einem vorpfarrlichen, kapellengroßen Gotteshaus der Niedernburger Zeit gehören. Der Chorraum ist eingezogen und querrechteckig zu denken, wobei er bis zu dem heutigen Ostsäulenpaar gereicht haben dürfte. Erwähnenswert ist auch, dass vor den Auskoffe-rungsarbeiten im Kirchenschiff im Zentrum eine deutliche Setzung bemerkbar war, die nur mit einer darunter befindlichen Grablege zu erklären ist.

Dieser erste, noch turmlose Bau war eine Seelsorgkirche ohne Pfarrcharakter. Vergleichsbauten wurden im nahegelegenen Mühlviertel ergraben. Das nur wenige Kilometer entfernte uralte ro-manische Pyrawanger Petrus-Kirchlein gibt eine Vorstellung von einer solchen Kirche. Die pries-terliche Betreuung Kellbergs erfolgte der Überlieferung nach durch Esternberg-Pyrawang, das vor Kellberg Pfarreifunktion hatte. Die Seelsorge war donauübergreifend, dies ist durch die Pfarrei Heining belegt, die in Tiefenbach am Nordufer der Donau eine Filialkirche betreute.

Das Petrus-Kirchlein in Pyrawang am südlichen, österreichischen Donauufer

Die donauübergreifende Seelsorge wird auch dadurch glaubhaft, dass das Gebiet südlich und nördlich der Donau auf der Höhe von Kellberg-Pyra­wang zur selben Grafschaft gehörte, nämlich den Grafen von Vornbach.

Für die Kinder des Kellberger Raumes kam noch bis zum 2. Weltkrieg am Nikolaustag der „Py-rawanger“. Dies kann ein Nachklang einer frühen Ver­bindung Pyrawang-Kellberg sein. Neben dem flachen Donauufer an der Erlaumündung, das einen Landweg nach Kellberg ermöglichte, war das Ufer an der Stelle der heutigen Kernmühle eine Anlegemöglichkeit für Boote, welche die von Kellberg über Buchsee kommenden Kirchgänger auf dem kürzesten Weg ans Donau-südufer brachten und umgekehrt. Der belegt älteste Name für die Kernmühle, Pürwegmühle, entwickelte sich vermutlich aus Pyrawanger Mühle. Die Donau hatte auf dieser Höhe noch bis ins 19. Jahrhundert eine Insel-Zwischenstation. Zudem war das Flussbett nicht aufgestaut wie heute, es war seichter und damit ruhiger. Eine Verbindung nach Pyrawang über Passau hätte eine Ilz-, Donau- und Innüberquerung bedeutet.

Das Kloster Niedernburg schuf die Voraussetzungen für eine Seelsorge in Kellberg, egal ob die Seelsorge über den schon bestehenden und nächstgelegenen Pfarrsitz Esternberg-Pyrawang er-folgte oder über die Reichsabtei direkt, als Inhaberin einer klösterlichen Eigenkirche. Der Grundbesitz für das spätere Widumsanwesen, das bei Pfarrerhebung für den Geistlichen zur Verfügung gestellt werden musste, der spätere Ökonomie-Pfarrhof, war in Niedernburger Zeit Äbtissinnengut und somit ältester Niedernburger Besitz.

Dafür spricht die Tatsache, dass das unmittelbar an die Kirche und an den Alten Pfarrhof an-grenzende bäuerliche Anwesen Kerber auf Niedernburger Grund lag. 1509 beschwerte sich z. B. die Äbtissin von Niedernburg beim Bischof, dass der Landrichter unberechtigterweise von „ih-rem Hof am Kellberg“ die Steuer einziehen wollte. 1547 heißt es für den Kerber-Hof: „… dem würdigen Gotteshaus zu Niedernburg unterworfen“.

Noch um 1700 wurde an Sonn- und Feiertagen von der Kanzel durch den Pfarrer vor dem Got-tesdienst des „Jungfräulichen Klosters Niedernburg“ mit einem Vaterunser und einem Ave Maria gedacht. Kellberg war in Zahl, Massierung und Passaunähe ein Schwerpunkt des Äbtissinnenbe-sitzes und damit Schwerpunkt dieser Reichsklostergründung. Letzteres wurde vom Direktor des Passauer Bistumsarchives Dr. Herbert Wurster bei einem Vortrag in Kellberg hervorhoben.

Wie bedeutend der Kellberger Stützpunkt im Land der Reichsabtei war, ergibt sich daraus, dass Niedernburg seinen Verwaltungsbezirk Kellberg wegen der großräumigen Ausdehnung untertei-len musste in Oberkellberg und Unterkellberg, wobei der nördliche Teil des Verwaltungsbezirkes Unterkellberg genannt wurde und nicht Hauzenberg. Das lässt vermuten, dass es ursprünglich einen ungeteilten niedernburgischen Verwaltungsbezirk Kellberg gab. Das Amt Oberkellberg entsprach in etwa den heutigen Pfarreien Kellberg und Thyrnau, das Amt Unterkellberg ent-sprach etwa den Pfarreien Hauzenberg und Haag.

Das Reichskloster der Passauer Benediktinerinnen war die Grundherrin des „Landes der Abtei“ bis zum Jahr 1161, als es bischöfliches Eigenkloster wurde, also fünf Generationen lang. In der Grenzbezeichnung Frauenwald für den Höhenzug zwischen Hauzenberg und Waldkirchen und in der Sagenwelt unseres Raumes klingt diese Zeit noch bis heute nach. So ist in Renfting südlich von Hauzenberg bis heute überliefert, dass die Klosterfrauen von Niedernburg den 9 Renftinger Bauern den Bergwald östlich von Hauzenberg schenkten, der heute „der Renfting“ heißt und von dessen Spitze aus sich der Besitz bis heute in 9 gleiche Sektoren aufteilt. Das Überlassene erhielten die Bauern, wie man in Renfting noch heute sagt, für „a mehlberts Ko“, also für ein Mehlgericht. Den Wald erhielten die Renftinger dafür, dass sie den Nonnen bei einer Bedrängnis Unterschlupf gewährt hatten, wie die Überlieferung berichtet.

Bei dem Thema Niedernburg sei an eine der großen europäischen Frauengestalten des 11. Jahr-hunderts erinnert, an die bayerische Prinzessin Gisela, erste Königin der Ungarn, Schwester Kaiser Heinrichs II., des Heiligen. Sie wurde nach dem Tod ihres Gatten Stephan Äbtissin im Reichskloster Niedernburg und hatte damit über Kellberg und sein Umland das Sagen. Es ist si-cher damit zu rechnen, dass die selige Gisela auf Betreiben der sie tief verehrenden Ungarn in die Gemeinschaft der Heiligen erhoben wird. Die Klosterfrauen von Niedernburg sprechen noch heute von „Ihrer Majestät“, wenn sie von der in ihren Mauern bestatteten Königin von Ungarn sprechen. An ihrem Sterbetag, einem 7. Mai, wird alljährlich im Kloster Niedernburg der Seligen besonders gedacht. Der Archivdirektor des Bistums Passau Dr. Herbert Wurster hält es sogar für möglich, dass Gisela am Beginn des Investiturstreits 1075 noch am Leben war, was bedeu-ten würde, dass sie die Pfarreierhebung Kellbergs noch erleben hätte können.

Glasfenster im Passauer Rathaus: Empfang der nach dem Tod ihres Mannes aus Ungarn vertriebenen Königin Gisela vor dem Portal der Benediktinerinnen-Reichsabtei Niedernburg in Passau durch die Äbtissin

Es scheint so, als ob Kaiser Heinrich II. Niedernburg als standesgemäße Rückzugsmöglichkeit vorgesehen hatte für den Fall, dass seine Schwester in Ungarn, dem volksfremden heidnischen Land, in Bedrängnis kommen wür­de, was dann auch zutraf. So war es für das Kaiserhaus wich-tig die Äbtis­sinnenstelle mit einer Vertrauensperson, einer möglichst engen Verwandten, näm-lich Heinrichs und Giselas Tante Heilika, zu besetzen.

Von Passau, von der Donau aus, der Schlagader zu Ungarn, konnte am besten weiterhin Kon-takt zu ihrem Königreich gepflegt werden. Gisela, die in Ungarn als tatkräftige Organisatorin wirkte, hat sicher in ihrem neuen Aufgabengebiet als Äbtissin des Reichsklosters den Mittel-punkt ihres Amtes Kellberg und ihre dortige Kirche persönlich besucht. Wenn nicht schon ihre der Überlieferung nach verwandte 1. Äbtissin Niedernburgs, Heilika, so hat spätestens Gisela die Verehrung der heiligen Äbtissin Ottilia vom Odilienberg aus der burgundischen Heimat ihrer Mutter nach Kellberg gebracht.

Giselas Bedeutung besteht nach neuesten Ansichten auch darin, dass ihre Ehe mit dem ungari-schen König Stephan, und wegen anderer Parallelen, die Wiederbelebung der Nibelungendich-tung bewirkte. Vergessen ist die Tatsache, dass 5 Generationen lang bis zur Absetzung ihrer 14. Äbtissin im Jahre 1198 die Reichsabtei der Benediktinerinnen für unsere Vorfahren die herr-schende und betreuende Institution war.

1076 Die Pfarreierhebung durch Bischof Altmann

Von 1065 bis 1091 regierte Bischof Altmann das Bistum Passau. Er stammte aus der Diözese Paderborn, sein Geburtsjahr wird mit 1015 angesetzt. Er hatte in der Kaiserwitwe Agnes eine Gönnerin. Auf ihr Betreiben wurde der kaiserliche Hofkaplan im Alter von 50 Jahren Bischof von Passau, des seiner Ausdehnung nach größten Bistums des Reiches. Dieser Oberhirte ist bis heu-te als Gründer der Pfarrei Kellberg von Bedeutung.

Aus mehreren nachempfundenen Kaiser- und Papsturkunden ist zu erkennen, dass Altmann sei-ner um 1070 erfolgten Klostergründung St.-Nikola vor den Mauern Passaus ein paar Jahre spä-ter seinen „Bischofs-Zehent“ zusprach, also ein Drittel des Zehents aus der Pfarrei Kellberg.

Älteste Darstellung Bischof Altmanns als Klostergründer und Abt des Klosters Göttweig mit zwei Nachfolger-Äbten, 12. Jahrhundert, später als Kupferstich

1077 wurde Altmann aus dem westlichen Teil seines Bistums und damit aus seiner Bischofs-stadt Passau vertrieben, nachdem er am Stephanitag des Jahres 1075 von der Domkanzel her-ab die Vorstellungen des Papstes über die Einsetzung von Bischöfen und die Ehelosigkeit der Priester verkündet hatte. Dabei wurde Altmann von den Domgeistlichen lebensbedrohend ange-griffen. 1075 hatte Kellberg laut einer Urkunde noch keine Zehenten an die Altmann-Stiftung Sankt Nikola abgeführt, aber von noch zu erfolgenden Zehentstiftungen ist die Rede. Anderer-seits war Altmann 1077 schon aus Passau vertrieben. So konnte die später bestätigte bischöf-liche Zehent­vergabe Kellbergs an Nikola nur um 1076 erfolgt sein, wobei die Zehentver­gabe ei-ne Pfarrei Kellberg voraussetzte. Die Pfarreigründung konnte nur im Einvernehmen mit der Grundherrschaft Niedernburg erfolgen. Es muss offenbleiben, ob die Seelsorge in Kellberg nun vom Augustiner Chorherren­stift Nikola erfolgte, da dieses Ordenskloster die Aufgabe hatte Pfar-reien der Umgebung zu betreuen, wie dies heute noch in der Altmann-Gründung Göttweig prak-tiziert wird.

Altmann war im Investiturstreit ein entschiedener Verfechter der päpstlichen, der gregoriani-schen Seite, und damit ein Gegner der kaiserlichen. Es ging in diesem Streit vor allem um die Einsetzungsbefugnis für Bischöfe. Kirchengeschichtlich ist Altmann bekannt für die Ausprägung einer neuen Gemeinschaftsform von Geistlichen, einer Mischform von Weltpriestertum und Mönchtum, der später so genannten Augustiner Chorherren.

Von seiner Klostergründung Göttweig aus regierte Altmann den österreichischen, von den papsttreuen Babenbergern beherrschten Teil seines Bistums bis zu seinem Tod am 8. August 1091. Altmann war auch päpstlicher Legat für Deutschland. Im Passauer Dom ist der Volksaltar unter der Vierungskuppel dem heiligen Bischof gewidmet und eine Reliquie, ein Schulterblatt, wird am Valentin-Altar im rechten Querschiff verehrt. Als Heiliger wird Bischof Altmann mit Ge-nehmigung Roms in den Bistümern Sankt Pölten, Linz und Passau angerufen. Die 1076 als be-stehend geltende Pfarrei Kellberg umfasste, wie schon festgestellt, die heutigen Pfarreien Kell-berg, Thyrnau, Haag und Hauzenberg. Ein nördlicher Teil der Pfarrei Thyrnau wurde später der Pfarrei Büchlberg und ein nordöstlicher Teil von der Pfarrei Hauzenberg der heutigen Pfarrei Sonnen zugeteilt, ein südöstlicher der heutigen Pfarrei Germannsdorf.

Der Altmann-Pfarrsprengel für Kellberg war identisch mit dem niedernburgischen Verwaltungs-bezirk Kellberg. Flüsse und Bäche waren klar erkennbare Grenzen. Im Südosten war dies die Donau, im Osten Erlau, Aubach und das Ranna-Quellgebiet. Im Westen begrenzte der Satzbach die Pfarrei von seiner Mündung in die Donau bis zu seinen Quellbächen im Norden. Von dort verlief die Grenze entlang der Höhenzüge des Steinberges und Oberfrauenwaldes. Damit hatte die Altpfarrei eine Südwest-Nordostausdehnung von etwa 20 km und eine Ausdehnung von Nordwesten nach Südosten von etwa 10 km.

In Hauzenberg ist erstmals 1253 die Sankt-Vitus-Kirche als Kellberger Filialkirche bezeugt. Sie wurde ab 1429 wie eine eigene Pfarrkirche geführt. An die ursprüngliche Einheit erinnerte aber noch bis 1684 die Tatsache, dass der Hauzenberger Pfarrer die Geldabgaben an Passau über den Kellberger Pfarrherrn leisten musste. Außerdem waren beide Pfarreien öfter durch Perso-nalunion des Pfarrers verbunden. Als nächste Filialkirche löste sich 1786 Thyrnau als selbst-ständige Pfarrei von Kellberg und zuletzt 1921 Haag. Sankt-Christoph war in Thyrnau die alte Filialkirche, bis Kardinal Auersperg die der Wallfahrtskapelle Maria-Loretto zugeordnete Kirche Franz-Xaver zur Pfarrkirche erhob. In Haag war Sankt Nikolaus der Kirchenpatron. Nach der Pfarreierhebung wurde das Patronat beibehalten.

Diese ursprüngliche weite Ausdehnung des Pfarrsprengels klingt noch in der Gründungssage für Hauzenberg nach. Sie spricht davon, dass sonntägliche Kirchgänger, drei Roder, vom nordöst-lichsten Rand der Pfarrei nahe Sonnen, vom heutigen Oberneureuth, sich zur Kellberger Pfarr-kirche aufmachten und sich dabei verirrten. An ihrem Nächtigungsplatz gelobten sie, eine Ka-pelle zu errichten, wenn sie wieder aus der Wildnis herausfinden würden. Am Morgen vernah-men sie die Kellberger Glocke, und ihr Klang führte sie nach Kellberg. Diese Kapelle, deren Standort identisch mit dem der heutigen Krieger-Kapelle am Hauzenberger Friedhof ist, stand am Beginn der Entwicklung Hauzenbergs. Das kleine Grundstück mit der Kapelle gehörte bis 1896 der Gemeinde Oberneureuth. Eine Inschrift an der Kapelle hält die Sage fest.

Hierher gehören auch zwei weitere Überlieferungen aus dieser entferntesten nordöstlichen Grenzregion der Urpfarrei. Ein Mann ging jeden Sonntag von Schauberg, nahe dem heutigen Sonnen, noch in der Nacht los, um zum Sonntagsgottesdienst pünktlich in Kellberg zu sein. Der lebenslange Kirchgang bis ins hohe Alter beeindruckte die Kellberger Pfarrangehörigen so, dass man sich seine Grabstätte beim Missionskreuz bis um 1920 noch merkte.

Diese überlieferte Anhänglichkeit an den alten Pfarrort Kellberg wird bestätigt durch die Aussa-ge einer Kellbergerin in unserer Zeit. Deren Großmutter, die Bäuerin Maria Hazoth, geboren 1878, ging noch bis zum 2. Weltkrieg zu Fuß querfeldein von der Einöde Hirschenberg, zwi-schen Sonnen, Schauberg und Breitenberg gelegen, in den Sommermonaten sonntags zum Hochamt nach Kellberg. Um 3 Uhr 30 ging die Bäuerin los, damit sie um 8 Uhr in Kellberg sein konnte. Auf die Frage ihrer Enkelin, warum sie so weit zur Kirche ging, obwohl doch Hirschen-berg gar nicht mehr zur Pfarrei Kellberg gehörte, antwortete ihr die Großmutter: „Kellberg be-deutet mir was.“

Als am Ende des Mittelalters Hauzenberg einen von der Mutterkirche Kell­berg unabhängigen Pfarrcharakter annahm und nur noch pro forma Filialkirche war, bildete das Renfting-Bächlein zwischen Renfting und Loifing die Grenze. In dieser Zeit, so die Überlieferung, wartete der Pfarrer in Kellberg mit dem Gottesdienstbeginn, bis der angesehenste Bauer aus dem entfernten Renfting in der Kirche eintraf. Mit dieser Regelung waren anscheinend alle Verzögerungen am Wege, z. B. durch Unwetter, berücksichtigt.

Das Recht der Pfarreibesetzung und die Entscheidung über die Abgabenverwendung übte für Kellberg anfangs der Bischof aus. 1163 wurden diese Rechte dem Domkapitel übertragen zur Finanzierung des Innstädter Leprosenhauses bzw. 1182 zur Finanzierung der Innbrücke, also des Inn­bruckamtes. Ab 1782 übte der Bischof diese Rechte wieder direkt aus.

Bei der letzten Innenrenovierung im Jahre 1991 kamen romanische Fenster im Mauerwerk hin-ter den Seitenaltären, also in der Chorbogenwand, zum Vorschein. Mit dieser Chorbogenwand ist uns eine Bausubstanz der Altmann-Kirche erhalten geblieben, auf der die heutige gotische Chorbogenwand aufbaut. Bei seitlicher Betrachtung erkennt man deutlich das unebene romani-sche Mauerwerk. Das linke Fenster hinter dem Ottilien-Altar wurde bereits in romanischer Zeit wieder zugesetzt, am rechten wurde eine rot-goldfarbene Lilien-Ausmalung in der Laibung sichtbar, deren Pflanzenornamentik sich zeitlich um 1200 einordnen lässt.

Da die romanischen Fenster nicht zentriert in der Flucht der heutigen Kirchenseitenschiffe lie-gen, sondern zu den Außenwänden hin tendieren, muss in der Altmann-Zeit an Seitenschiffe gedacht werden, die etwa einen Meter weiter außen lagen. Die tiefsitzenden Fenster legen die Annahme nahe, dass zu dieser frühen Zeit der Kirchenboden auch tiefer lag.

Die viel zitierte Stelle der Altmann-Vita, wonach erst durch Altmann die Gotteshäuser im Bistum Passau aus Stein erbaut wurden und nicht mehr aus Holz - nur die Kirchenbauten außerhalb der Städte konnten gemeint sein - stützt die Ansicht, dass die dem Bischofsitz nahe gelegene Alt-mann-Pfarrkirche in Kellberg als Steinkirche aufgeführt wurde.

Die wichtige Erkenntnis, dass Altmann Kellbergs Pfarreigründer ist, hat Eingang in das jährlich erscheinende Handbuch des Bistums Passau gefunden, herausgegeben vom Bistumsarchiv.

Bischof Altmanns Blasius-Patrozinium

In der Diözese Passau trägt einzig die Kellberger Kirche das Patrozinium des hl. Bischofs und Märtyrers Blasius. Das Patroziniumsfest wird am 3. Februar begangen. Erstmalig tritt im deutschsprachigen Raum die Blasius-Verehrung um 900 auf. Bei uns ist der Blasius-Kult eng mit Bischof Altmann verbunden. Blasius wurde in Altmanns Heimat hoch verehrt.

Der Kirchen- und Pfarreipatron Blasius umgeben von den 14 Nothelfern und der Krönung Mariens, Altarbild des ehemaligen Kellberger Hochaltars in der Barockzeit

Altmann war Schüler der im Reich berühmten Domschule zu Paderborn, deren Leiter er schon in jungen Jahren wurde. Bei der Weihe der heute noch existierenden Jerusalem-Grabes-Kirche im Jahre 1036 stattete der Paderborner Bischof Meinwerk, der auch Altmanns Lehrmeister war, dieses Gotteshaus mit einer Blasius-Reliquie aus. Diese Reliquie hatte Mein­werk 1014 bei sei-nem Romaufenthalt aus Anlass der Kaiserkrönung seines Verwandten Heinrichs II. empfangen. Ein Grund für den Wunsch Bischof Meinwerks, eine Blasius-Reliquie zu besitzen, könnte darin zu sehen sein, dass die Verehrung von Heiligen des byzantinischen Kulturraumes durch die Heirat der byzantinischen Prinzessin Theophanu mit dem sächsischen Kaiser Otto II. im Sinne der Ot-tonischen Reichspolitik lag. Die willensstarke und hochgebildete Kaiserin führte lange Zeit als Witwe für ihren noch unmündigen Sohn die Regentschaft. Ein deutlicher Beweis byzantinischer Einflüsse zu Meinwerks Zeit ist in der Erbauung der Krönungskapelle in Paderborn im byzantini-schen Stil durch byzantinische Bauleute und Künstler zu sehen.

In diesem Zusammenhang gelangte, neben einer Verehrung des Heiligen in Sankt Blasien im Schwarzwald, ein separater Blasius-Kult über Rom nach Paderborn und von dort in den alt-sächsisch-westfälischen Raum, wo er eine starke Verbreitung fand. Braunschweig besitzt einen Blasius-Dom mit dem Blasius-Kopf-Reliquiar des Welfen-Schatzes. Blasius ist heute noch der Patron des Welfenhauses. Zu nennen sind auch die romanische Blasius-Kirche in Quedlinburg und die älteste Blasius-Darstellung auf dem Tragaltar des Rogerus in Paderborn.

Von 1036 bis heute wird dieser Blasius-Reliquie in der Paderborner Jerusalem-Grabes-Kirche eine besondere und ausgeprägte Verehrung entgegengebracht. Nach Niederschriften der dama-ligen Zeit erregte keine Kirchenweihe in Paderborn, auch nicht die des Domes, so große Auf-merksamkeit wie die der Jerusalem-Grabes-Kirche. Alle Großen des Reiches waren anwesend: der Kaiser und die Kaiserin, die Erzbischöfe von Mainz und Köln, der Bischof von Würzburg und andere. Dieses Ereignis der Kirchenweihe mit Einbringung der Blasius-Reliquie in die Paderbor-ner Grabeskirche muss für den 21-jährigen Altmann außerordentlich beeindruckend gewesen sein.

Die Kirche von Paderborn gedenkt noch heute ihres großen Sohnes Altmann. Im Bronzeportal der Königskapelle neben dem Dom ist Altmann durch sein Portrait verewigt.

Wenn in allen Kirchen des römisch-katholischen Ritus der Blasius-Segen mit zwei übereinander gekreuzten Kerzen erteilt wird, so setzt der Priester in der Jerusalem-Grabes-Kirche - heute nennt man sie nach dem Stadtviertel Busdorf-Kirche - den Gläubigen das kostbare, in Silber ge-triebene Reliquiar auf das Haupt. Dies geschieht den ganzen Tag über am Blasiustag und an den zwei folgenden Tagen. Die Verehrung der Blasius-Reliquie an drei Tagen, dem 3., 4. und 5. Februar, ist mit dem Vollkommenen Ablass verbunden.

Altmanns Heimat Paderborn, Kirchen aus seiner Zeit: rechts Dom, mittig Busdorf-Kirche, darin Blasius-Figur, oben Blasius-Segen mit Reliquie (dreitägig)

Die Verehrung des Heiligen Blasius nahm Bischof Altmann aus seiner Heimat mit in sein ihm verliehenes Bistum Passau, wo er in Kellberg die Pfarrkirchengründung mit dem Patrozinium des heiligen Bischofs ausstattete. So ist ein Weg der Blasiusverehrung verfolgbar - neben ande-ren Wegen mit anderen Verbreitungsstrecken - ausgehend von Rom über Paderborn und von dort nach Kellberg und nach Göttweig. In Altmanns Lebensvita heißt es, dass er all das, was er durch seine Vertreibung im Westen seiner Passauer Diözese verloren hatte, im Osten unter dem Schutz des Babenberger Herzogs wiederbelebte. Dort hatte er am Fuße seines Lieblingsklosters Göttweig in der Wachau eine Kirche zu Ehren des hl. Blasius für das zugehörige Frauenkloster errichtet. Bischof Altmann ist also nicht nur der Gründer der Pfarrei Kellberg, sondern auch der Stifter des dortigen Blasius-Patroziniums. Da Blasius noch 1261 im Passauer Dom an einem Seitenaltar verehrt wurde, ist anzunehmen, dass Altmann den Heimatheiligen auch in unmittel-barer Nähe in seinem Dom verehren wollte.

Zur Zeit Altmanns gab es in Passau noch keine Weihbischöfe. So kann gesagt werden, Altmann selbst war hier und hat die Weihe der Pfarrkirche in Kellberg vorgenommen. Nach Aufschrei-bungen der Kellberger Pfarrer beging man das Kirchweihfest bis um 1870 am Sonntag nach Ma-riä Himmelfahrt, also am Sonntag nach dem 15. August. Hier ist möglicherweise der Kirchweih-termin von 1488, der Weihetag der heutigen Kirche, festgehalten.

Bischof Altmanns Rückkehr

Am 9. Mai 1980 wurde der Altmann-Schrein aus Anlass des Domfestes vom Stift Göttweig nach Passau gebracht. Zuvor aber machte der Schrein Altmanns im Einvernehmen mit dem Stift Göttweig und in Würdigung der Altmann-Kellberg-Beziehung in Kellberg Station. Hier wurde der Pfarreigründer vor dem Hochaltar unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und aller Vereini-gungen einen Tag und eine Nacht verehrt, bei zeitweiser Anwesenheit des Passauer Generalvi-kars Anton Geyer. Der Pfarrei Kellberg wurde aus diesem Anlass vom Göttweiger Abt Clemens Lashofer eine Reliquie des Pfarreigründers übergeben.

Oben: Abt Clemens Lashofer von der Altmann-Klostergründung Göttweig/NÖ besucht die Altmann-Pfarreigründung Kellberg;

Mitte: der Altmann-Schrein für einen Tag und eine Nacht zur Verehrung durch die Bevölkerung in Kellberg, davor Generalvikar Anton Geyer und BGR Georg Reis; auf dem Altar ein kleines Kreuz mit einer Blasius-Reliquie;

unten: das Haupt Altmanns im Schrein

Am 7. August 1983 wallfahrteten die Pfarreien Kellberg und Thyrnau zum Schrein Altmanns nach Göttweig. Ebenso beteiligten sich die beiden Pfarreien unserer Gemeinde Thyrnau bei der Sternwallfahrt des Bistums Passau am 11.8.1991 nach Göttweig.

Der Umfang der Urpfarrei Kellberg

Die Mutterkirche Kellberg, ihre Filialen und deren Entwicklung

Die in der Fachliteratur als „Thyrnauerin“ bekannte, eindrucksvolle, fast lebensgroße gotische Steinmadonna stand ursprünglich in der Kirche St.-Christoph, einer der ersten Filialkirchen der damaligen Mutterpfarrei St.-Blasius. Sie befindet sich in der heutigen Thyrnauer Pfarrkirche St.-Franz-Xaver.

Ebenso wie die „Thyrnauerin“ stellt auch der „Freudenseer Altar“ in der Hauzenberger Pfarrkirche St.-Vitus, einer weiteren Filialkirche der Mutterpfarrei St.-Blasius, ein kunsthistorisch bedeutendes Werk dar. Der Schrein- und Flügelaltar besitzt eine Werktag- und eine aufklappbare Sonntagseite. Er ist der einzige erhaltene Flügelaltar der Spätgotik im Bistum nördlich der Donau, vermutlich aus der Werkstatt des Rueland Frueauf d. A.

 

Die Kellberger Kreuzgänge

Die Kellberger Kreuzprozessionen, die sog. Kreuzgänge, sind durch die Aufzeichnungen von Adam Kögl, Pfarrer in Kellberg von 1681 bis 1716, genau beschrieben. Sie wurden bis zu 2. Weltkrieg weitergeführt. Besonders bemerkenswert ist der Kreuzgang zum Kloster St.-Nikola, der Bischof-Altmann-Gründung. Ist dieser Kreuzgang eine Erinnerung an die Pfarreigründung?

Die Pfarrherren von Kellberg

1076 - 1431                  Name nicht feststellbar, bzw. nicht mehr lesbar

???? - 1431                   Gruber Ulrich, gestorben 1431

1431 - ?                       Pernold Peter, vorher Domvikar

1450 - ?                       Niklas, Baubeginn der jetzigen Kirche, + ca. 1460

1460 - ?                       Sündelstorf(f)er Konrad, Pfarrer von Kellberg und Hauzenberg, Verwal-ter des Dombaumeisteramtes in Passau, + vor 29.10.1480, unter ihm Stiftung des Benefiziums der Watzmannsdorfer Wochenmesse

1483 - 1514                  Mauersteiner Johann, genannt Montefahrt Johann, + 12.3.1514, Begräbnis in der Kirche, Kirchenfertigstellung

1514 - 1538                  Plichter Johann, + 30.11.1538

1539 - ?                       Langepolter Andreas, aus Füssen, + 4.3.1567

1543 - ?                       Wichtl Veit, 1548 Benefiziat in Passau

1554 - 1555                  Waltenpurger Sigmund, 1555 abgesetzt

1555 - ?                       Figulus (Hafner) Markus

1568 - ?                       Wimleich Johann Paul

1573 - ?                       Schwarz Sebastian, Kirchherr zu Hauzenberg und Kellberg

1595 - 1601                  Vogl Johann, + 3.8.1625, Begräbnis in der Kirche, Epitaph

1601 - 1637                  Holzmann Georg, + 26.3.1638, 1601 Beginn der Matrikelbü­cher

1637 - 1646                  Pfalzgraf Kaspar, 1646 Pfarrer in Johanniskirchen

1646 - 1653                  Kadus Rudolf, Dr. der Philos., von Uttenweiler in Schwaben, + 17.9.1653, Begräbnis in der Kirche, Epitaph

1653 - 1660                  Winhardt Georg, von Berchtesgaden, vorher Vikar in Schardenberg, + 3.5.1663

1660 - 1681                  Beimbl Lorenz, + 18.4.1681

1681 - 1681                  Scriba Johann Wilhelm, Provisor von April bis September

1681 - 1716                  Kögl Hilarius Adam, mag. phil., * 2.5.1643 in Grieskirchen, von ihm ältestes Stuhlverzeichnis und andere Aufschreibungen, in seiner Zeit wurden Barockaltäre hergestellt; 35 Jahre Pfarrer in Kellberg, + 3.5.1716, in der Kirche sein Epitaph

1716 - 1716                  Plindengger Rudolf, Provisor

1716 - 1724                  Hoffer Thomas Hironymus, 1672 geboren in Innsbruck, 1724 Vikar in Passau-Innstadt, Verfasser des Urbariums, bauliche Arbeiten an der Leonhardi-Kapelle

1724 - 1733                  Pökh Rupert, vorher Vikar in Wernstein, 1731 Errichtung der Turm-Zwiebelkuppel, 1733 Vikar in Sierning, 1743 Pfarrer in Münzkirchen, + ?.1.1744, 59 Jahre alt

1734 - 1743                  Hauzinger Leopold, * in Passau 1686, 1743 Vikar in Sierning, 1753 Vikar in Passau-Innstadt

1743 - 1745                  Sapper Mathias Kilian, * Schärding, vorher Vikar in Wernstein, 1745 Vikar in Schardenberg, 1750 Vikar in Mariakirchen (Innviertel), dort + 1784, in seiner Zeit, 1744, Brand des Pfarrhofes Kellberg

1745 - 1781                  Hübmann Franz, * 1705 in Schärding, Vikar in Schardenberg, Neubau des Pfarrhofes, Selbstbewirtschaftung der Pfarr-Ökonomie, 1780 Wie-derherstellung der gesprungenen, schwersten und ältesten Glocke, + 28.12.1781 im Alter von 76 Jahren, 36 Jahre Pfarrer von Kellberg, Be-gräbnis in der Kirche, Epitaph

1782 - 1785                  König Simon Thaddä, Professor des kanonischen Rechts in Passau, Fürstbischöflicher Geistlicher Rat, 1785 Pfarrer in Aigen am Inn, dort + 1795, in seiner Zeit Abtrennung Thyrnaus von der Pfarrei Kellberg

1786 - 1794                  Fürst Johann Georg, * 11.2.1743 in Hundsdorf, Professor der Theolo-gie und Regens im Seminar Leopoldinum, 1794 Pfarrer in Freyung, + 30.7.1824

1794 - 1812                  Schletter Franz Josef, * 11.10.1748, Kaufmannssohn aus Passau, vor Kellberg Pfarrer in Grainet, + 4.6.1812

1812 - 1821                  Mehlstäubl Jakob, * 22.11.1767 in Neuhofen, Pfarrer in Heining, 1821 Pfarrer in Kirchberg/Inn, + 24.10.1840

1821 - 1830                  Miller Friedrich, * 9.2.1773 in Arbing Oberpfalz, vorher Pfarrer in Un-gemach bei Vöklabruck, 1830 Pfarrer in Kirchham, + 12.1.1838

1830 - 1833                  Weinzierl Georg, * 1.12.1796 in Schwarzach, vorher Pfarrer in Heining, + 14.8.1833, Begräbnis neben Leonhardi-Kapelle

1833 - 1838                  Kneidinger Joseph, * 9.3.1793 in Wegscheid, vorher Pfarrer in Heining, 1838 Pfarrer in Wegscheid, 1842 Pfarrer in Pfarrkirchen, + 2.2.1844

1838 - 1842                  Holmer Karl, * 4.11.1797 in Passau, vorher Vikar in Windorf, 1842 Pfarrer in St. Oswald, 1848 Pfarrer in Kirchdorf im Wald, + 1.5.1882

1843 - 1867                  Bogner Stephan, * 5.12.1801 in Breitenberg, vorher Kooperator in Hutthurm, 1867 Pfarrer in Zeilarn, 1852 neue Seitenaltäre, Renovie-rung des Barock-Hochaltares

1867 - 1870                  Diechter Martin, * 9.11.1817 in Untergriesbach, vorher Benefiziat in Rotthalmünster, + 12.1.1870, Begräbnis neben Leonhardi-Kapelle

1870 - 1886                  Scheuchengraber Lorenz, * 27.12.1829 in Auerbach, vorher Vikar in Hl. Kreuz, Pfarrer 1886 in Hofkirchen, gotischer Hochaltar, + 6.7.1892

1886 - 1896                  Biebl Anton, * 27.4.1839 in Zenting, vorher Vikar in Walburgskirchen, 1896 Pfarrer in Hauzenberg, resigniert 1906, + 3.5.1907

1896 - 1905                  Kropfmüller Johann Evangelist, * 2.10.1850 in Wildenranna, vorher Regens im Seminar St.-Valentin/Passau, 1905 Pfarrer in Thyrnau, An-schaffung von 2 Glocken, Anbau der Lourdes-Kapelle, 1900 Errichtung der Expositur Haag

1905 - 1926                  Nagler Franz Xaver, * 11.1.1865 in Enzersdorf in der Pfarrei Tittling, Kooperator in Pfarrkirchen, 1907 Neubau einer größeren Sakristei, 1910 neue Seitenaltäre, 1913 Bau des Kooperatorenhauses, 1920 Ab-trennung der Expositur Haag, Aufzeichnungen über Pfarrei Kellberg, + 1.1.1926 in der Sakristei beim Anziehen der Messgewänder für die Frühmesse, Begräbnis im Priestergrab neben Leonhardi-Kapelle

1926 - 1951                  Niederhofer Joseph, * 25.10.1871 in Voglarn, Pfarrer in Holzkirchen, Pfarrer in Schaufling bis 1926, 1933 als Nazigegner eingesperrt, 1937 Kirchenrenovierung, ab 1.11.1957 Kooperant im Kooperatorenhaus,  + 25.3.1957

1951 - 1982                  Reis Georg, * 18.5.1911 in Lalling bei Deggendorf, 1935 Kurat im Krankenhaus Zwiesel, 1937 Koadjutor Krankenhaus Hutthurm, 1946 Expositus Egglfing, 15.11.1951 Pfarrer in Kellberg, BGR, 1969/71 Re-novierung der Pfarrkirche, Freigabe von Pfarrpfründe-Gründen für Schulhausbau und Wohnhausbauten; nach Anlage eines neuen, Auflas-sung des alten Friedhofes um die Kirche; 1976 900-Jahrfeier der Pfar-rei, ab 1.8.1982 Ruhestand, mit 31 Jahren drittlängste Amtszeit aller Pfarrer in Kellberg, + 8. November 1989, Begräbnis im Priestergrab im neuen Friedhof

1982 - 1996                  Wagmann Josef, * 22.12.1943 Passau, 1970 Präfekt des Priestersemi-nars, 1975 Direktor, 1982 Pfarrer von Kellberg und Thyrnau; durch Übernahme beider Pfarreien wurde die Verschmelzung der politischen Gemeinde Thyrnau gefördert; BGR, 1991 Innen- und Außensanierun-gen der Leonhardi-Kapelle und der Pfarrkirchen in Kellberg und Thyr-nau, Südeingangsvorbau, Rückholung des Kellberger neugotischen Hochaltares, Gestaltung der Tauf- und Altmann-Kapelle, Freilegung der Turmecksteine, 1996 Stadtpfarrer in Freyung

1996 - 2014                  Oberneder Herbert, * 11.7.1946 Hutthurm, 1981 Pfarrer in Kirchdorf im Wald, 1996 Pfarrer in Kellberg und Thyrnau, Dekan, BGR, neue Kir-chenbänke mit Elektro-Heizung in Kellberg, Rückversetzung und Neu-gestaltung der straßenseitigen Kirchenmauer

2014 -                          Aulinger Alexander, *1976 Regen, 2009 Kaplan in Eichendorf, 2012 Kaplan in Ruhstorf a. d. Rott, 2014 Pfarrer in Straßkirchen, Kellberg, Salzweg und Thyrnau, 2015 Bezirksfeuerwehrpfarrer

Der König von Bayern besucht die Pfarrei Kellberg

Am 21. Juli des Jahres 1852 besuchte Bayerns König Maximilian II. Kellberg. Er genoss von der höchsten Erhebung der Gemeinde, der heutigen König-Max-Höhe, den eindrucksvollen Rund-blick. Von diesem Besuch hat sich sein Ausspruch in der Bevölkerung überliefert: „Ich wusste nicht, dass mein Bayerland so schön ist.“ Der Kellberger Fragner Lorenz Kronawitter ließ nach dem Königsbesuch am Ort der Rundsicht einen Granit-Obelisk errichten mit der Inschrift:

ERINNERUNG

AN SEINE MAJESTÄT

DEN KÖNIG

MAXIMILIAN II.

VON BAYERN

ALLERHÖCHST WELCHER

AM 21. JULI 1852 AN

DIESER STELLE ZUR GROS-

SEN FREUDE DER PFARR-

GEMEINDE KELLBERG

DIE SCHÖNE AUSSICHT

GENOSS

In Kellbergs Kirche wurde bis 1921, solange der letzte bayerische König Ludwig III. lebte, also über das Ende des Königreiches im Jahre 1918 hinaus, am Schluss des sonntäglichen Gottes-dienstes das Gebet für den König gesprochen.

Die Wittelsbacher unter uns

Zur 150-jährigen Jubiläumsfeier des Besuches von König Maximilian II. von Bayern besuchten Kellberg der Enkel des letzten bayerischen Königs SKH Prinz Rasso von Bayern und seine Ge-mahlin, IKuKH Prinzessin Theresa von Bayern, Erzherzogin von Österreich-Toskana, unter gro-ßer Anteilnahme der Bevölkerung und aller Vereine der Gemeinde Thyrnau.

Die König-Max-Höhe ist die höchste Erhebung in der Gemeinde Thyrnau. Dieser Aussichtspunkt 1 km südlich von Kellberg mit seinem weiten Rundblick zu 16 Kirchtürmen im südlichen Bayeri-schen Wald und Oberösterreich ist ein uralter Kultplatz aus vorchristlicher Zeit. Die Sage be-richtet von jährlichen Treffen weiser Frauen vom südlichen und nördlichen Donauufer, um die Dinge der Zukunft zu beraten und zu planen.