Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg
Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg

Epitaphien, Denkmäler

Das Grabdenkmal des Kirchenerbauers

In die südliche Seitenschiffwand ist vor dem Marienaltar der 2,10 m hohe Gedenkstein für den Erbauer der Kirche Degenhart I. von Watzmannsdorf + 1456 eingelassen. Den Grabstein ziert in der unteren Hälfte das große Watzmannsdorfer Wappen mit dem Bergsymbol und einem stili-sierten Vierblatt. Diese heraldische Symbolik lebt weiter im Gemeindewappen von Thyrnau. Das Epitaph zeigt in der oberen Hälfte vier kleine Wappen: ganz oben links das Wappen seines Va-ters Christian, rechts das seiner Mutter, einer geborenen Satelpogen. Darunter sind die Wappen seiner Ehefrauen angebracht: rechts das seiner ersten Frau Amalia von Mörmosen, links das seiner zweiten Frau Katharina von Herleinsperg. Beim Tod Degenharts I. war der heutige Kir-chenbau so weit fortgeschritten, dass die Bestattung im südlichen Seitenschiff möglich war. Bei der Verlegung der Fußbodenheizung 1970 konnte festgestellt werden, dass der Kirchenerbauer unmittelbar vor seinem Grabdenkmal unter einem Ziegelgewölbe bestattet liegt.

Epitaph für Degenhard I. Watzmannsdorfer, den Erbauer der jetzigen Kirche

Die Familie der Watzmannsdorfer ist engstens mit der Kellberger Pfarrkirche und ihrer ehemali-gen Filialkirche, der Thyrnauer Christopherus-Kirche verbunden. Als im Jahre 1010 die Reichs-abtei Niedernburg den Landstrich in Besitz nahm, den man später Land der Abtei nannte, war sie auf tatkräftige Familien angewiesen, die die siedlungsmäßige Erschließung und damit die wirtschaftliche Nutzungsmöglichkeit in die Hände nahmen. Vom Thyrnau-Kellberger Raum aus organisierten die Watzmannsdorfer, wie schon ausgeführt, den Landesausbau. Die Adelsfamilie hatte mit Ausnahmen ihr Begräbnis in der Pfarrkirche Kellberg, auch als sie später ihren Haupt-sitz nach Leoprechting bei Hutthurm verlegte.

Die Familie war teilweise Besitz- und Rechtsnachfolgerin der „nobiles“ von Griesbach nach de-ren Erlöschen. Die Watzmannsdorfer standen in Diensten der Reichsabtei Niedernburg, später der Passauer Fürstbischöfe, der Herzöge von Österreich und Bayern, bzw. hatten Lehen von diesen. Die Watzmannsdorfer gelten als das bedeutendste Adelsgeschlecht des ausgehenden Mittelalters im Hochstift Passau. Die ältesten Belege für den Personennamen Wazaman bieten Schenkungsurkunden des um 736 verstorbenen Bayernherzogs Hucbert und des Herzogs Tas-silo II. aus der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts.

Grabdenkmäler weltlicher Personen

Entsprechend der traditionsreichen Geschichte Kellbergs befinden sich in der Pfarrkirche inter-essante und kunstgeschichtlich wertvolle Epitaphien.

Im Chor links, etwas verdeckt durch den Chorbogen, steht der 2,10 m hohe Rotmarmor-Grab-stein für Degenhart II. von Watzmannsdorf + 1506 und seiner Frau Barbara von Waldeck. Die-ses Epitaph ist eine Schöpfung eines der bedeutendsten Passauer Bildhauer des Spätmittelal-ters Jörg Gartner. Der Ortsadelige hält in der Rechten eine Fahne, Zeichen seiner militärischen Befehlsgewalt, in der Linken das Schwert. Unten links erkennt man das Wappen der Watz-mannsdorfer und rechts das der Waldecker. Ein kelchhaltender Engel des 19. Jahrhunderts schwebt über dem Grabmal. Er ist Teil einer früheren Ölberggruppe im Nazarenerstil.

Der Rotmarmor-Grabstein des Degenhart Watzmannsdorfer II. + 1506, gefertigt vom bedeutendsten Bildhauer Passaus Jörg Gartner, im Chor links; das Wappen rechts unten erinnert an seine hier begrabene Frau Barbara von Waldeck.

Die am Boden liegenden Grabplatten des Chorraumes über der Watzmannsdorfer-Gruft wurden im 19. Jahrhundert entfernt und an der Außenseite der Leonhardi-Kapelle eingelassen, später im Inneren der Kapelle aufgestellt.

An der gegenüberliegenden Südwand der Kirche, rechts neben der Sakristeitüre, ist der Renais-sance-Grabstein für Margaretha Tengler eingelassen, einer Geborenen von Steinach, Gemahlin des fürstlich passauischen Jägermeisters Christoph Tengler zu Kaltenstein und Satzbach; ge-storben ist sie am 29.7.1562. Die Inschrift steht in einem Rollwerk-Rahmen, darunter in einer Rundbogenblende das Ehewappen. Das heutige Satzbach in der Gemeinde Thyrnau war zusam-men mit einem kleinen Umgriff bis Ende des 17. Jahrhunderts eine Hofmark.

Links neben der Sakristeitüre ist auf einer Kalksteintafel eine Inschrift für Julius Benedikt Schätzl festgehalten. Sie erinnert an den in den Türkenkriegen Gefallenen, „... wellicher in Un-garn wider den Erbfeind zu Roß und Fueß zu underschidlichen Zeiten gedient. Letztlicher aber Anno 1598 in dem grossen sturmb vor Offen (Budapest) geschossen und verwundet, bald her-nach sein leben geendet nach Wien gefirth und daselbsten in der Thumbkhirchen in der Absei-ten des Chores vor des hochwürdigen Sacra­ments Heisl begraben worden ...“ Der Gefallene kniet vor dem Kreuz mit dem Schwert umgürtet, den Helm abgenommen. Gewidmet wurde die Inschrift von seinem Bruder Urban Schätzl, Inhaber der Hofmark Thyrnau. Zugleich wird beider Schwester Kunigunde gedacht, die „... im Junck­frauen stand A. 1595 des zeitlichen Todts ver-storben und zu Voburg an der Thonna in der Markth Kirchen daselbsten begraben ligt ...“

Epitaph für den 1598 in den Türkenkriegen gefallenen Julius Benedikt Schätzl

Unter dem beschriebenen Epitaph ist in die Wand eine Tafel eingelassen zur Erinnerung an die Brüder Hans Karl und Hans Hektor, gestorben im Jahre 1638, Kinder des Leopold Benedikt Schätzl sowie seiner Gemahlin Cäcilia geb. von Lindelo. Unter der Inschrift befindet sich das Ehewappen, seitlich vier Ahnenwappen.

Die Grabmäler der Kellberger Pfarrherren

Im nördlichen Seitenschiff ist ein Epitaph in die Wand eingelassen für den Kellberger Pfarrer Jo-hann Vogl + 1625. Es zeigt ein Ölberg-Relief und darunter eine Darstellung des Pfarrers, vor dem Kreuz kniend.

An derselben Wand befindet sich auch das Epitaph für den Kellberger Pfarrer Rudolph Kadus. Der Text berichtet, dass Kadus hier in einer Zeit Pfarrer war, als Krieg, Hunger und Pest herrschten.

In der Nordwest-Ecke ist eine ehemals liegende Grabplatte aufgestellt mit einem Kelch in einer Wappen-Kartusche. Das Epitaph erinnert an Pfarrer Johann Mauersteiner + 1514. Zu seiner Zeit wurde die heutige Kirche fertiggestellt.

Die Hauptlast der Bauzeit trug aber sein Vorgänger Konrad Sündelsdorfer, von dem kein Grab-stein erhalten ist. Wie erwähnt hatte er an der Passauer Domkirche das Amt des Dombaumeis-ters inne, d. h. die Verwaltung der Dombauhütte „Zum Ungarischen Kreuz“. Als Dombaumeister konnte der Kellberger Pfarrherr Bauleute der Dombauhütte in Kellberg einsetzen. Pfarrer Sün-delsdorf(f)er starb 1479 und wurde im Domkreuzgang begraben. Sündelsdorfer war in Perso-nalunion Pfarrer von Kellberg und Hauzenberg, was an den Filialcharakter Hauzenbergs gegen-über Kellberg erinnert. Anfangs musste die Hauzenberger Pfarrei ihre Abgaben an die Kellber-ger Pfarrei weiterleiten, die sie zusammen mit den eigenen Abgaben an Passau gab. Darin ist ein Nachklang an den Anfang der Mutterpfarrei Kellberg zu sehen.

Ein Epitaph in der anderen Ecke der Westwand erinnert an den „hochgelehrten“ Pfarrer Adam Kögl, Magister der Philosophie und Doktor der Theologie + 1716. Kögl war 35 Jahre Pfarrer in Kellberg.

An der Südwand findet sich ein Epitaph für Pfarrer Franz Huebmann + 1781. „Franz Hu(e)bmann ward ich genannt in der Kellberger Pfarr gar wohl bekannt. Denn 6 und 30 Jahr ich ihr Hirth und Pfarrer war“.

Der älteste Grabstein eines Kellberger Pfarrherrn, noch aus der romanischen Vorgängerkirche stammend, liegt heute vor der Chorstufe. Wir kennen den Namen des Geistlichen nicht. Aber eindeutig geht aus der teilweise lesbaren und zu ergänzenden Umschrift (ANNO DOMINI) ... (PLE)BA­NUS HVIVS LOCI OBIIT ... VII KL MAY ... hervor, dass die Rotmarmorplatte die Grab-stätte eines hiesigen Pfarrherrn bedeckte. Das Todesdatum ist mit einem 15. oder 25. April auf-zulösen. Ursprünglich lag die Marmorplatte im Mittelgang des Kirchenschiffes über einer Grab-stätte.

Nach dem Bau der jetzigen gotischen Kirche wurde die Marmorplatte als Stufenpodest vor dem Ottilien-Altar verwendet. Dabei wurden die altarabgewandten Ecken und ein schmaler Streifen einer Längsseite weggemeißelt. Damit entsprach die damalige Podestform der heutigen aus Holz. Die starke Abnutzung an der heutigen Süd-Schmalseite der Platte ist damit zu erklären, dass an dieser Stelle, von der Sakristei herkommend zum Ottilien-Altar, die stärkste Begehung durch Priester und Ministranten erfolgte. Dies ist zugleich ein deutlicher Beleg für die am Ottili-enaltar dargebrachten Messen. Nach dem Umbau der Altäre in der Barockzeit legte man die Platte in den Chorraum, etwa dorthin, wo heute der Volksaltar steht. Heute liegt die Grabplatte parallel zur Chorstufe. Die wenigen noch lesbaren Worte der Grabplatte sagen aus, dass der Pfarrherr dieser Kirche gestorben ist und hier bestattet wurde. Diese Priester-Grabplatte ist die älteste im Bistum Passau nördlich der Donau. Sie ist zeitlich um 1300 einzuordnen, in die Übergangsphase von der Romanik zur Gotik.

Das Benefiziat-Grandtner-Epitaph

Gegenüber dem Kriegerdenkmal ist das Epitaph für Benefiziat Johann Georg Grandtner ange-bracht. Der 1784 Verstorbene war der erste Inhaber des von Kardinal Firmian errichteten und von Kellberg unabhängigen Benefiziums bei Sankt Loretto in der benachbarten Hofmark Thyr-nau. 1785 wurde Thyrnau mit seinem zur Wallfahrt gehörenden Erweiterungsbau, der Kirche Franz-Xaver, Expositur von Kellberg und 1786 eine selbstständige Pfarrei mit einem eigenen Friedhof.

Das Totenschild des Thyrnauer Hofmarksherrn

In der Passauer Kirchenlandschaft stellt dieser Totenschild eine Besonderheit dar. Ein Totenschild soll an eine Person erinnern, die zu Lebzeiten zur Pfarrei gehörte, aber nicht in der Pfarrkirche, sondern an anderer Stelle bestattet wurde. Hier in Kellberg ist so ein Totenschild an der rechten Chorwand zu sehen, gegenüber den früher für die Thyrnauer Hofmarksfa­milie reservierten Betstühlen auf der Evangelienseite im Chor. Es ist rund und hat einen Durchmesser von einem Meter. Die gemalte Umschrift ist mit einem Lorbeerkranz umrandet. Im Zentrum eines geschnitzten Wappens ist zu lesen: „Urban Schätzl von und zu Hörmannsperg auf Watzmannsdorf und Thyrnau - Freiherr der Röm.(ischen) Kais.(erlichen) Mayest.(ät) und hochfürstl.(lichen) Durchl.(aucht) Erzherzogs Leopoldi zu Österreich Kämmerer dann der hochfürstl.(ichen) Durchl.(aucht) Erzherzogs Leopoldi Wilhelm Rath und Pfleger der Herrschaft Leoprechting“. Der Hofmarksherr wurde in der Familien-Begräbniskapelle im Passauer Domkreuzgang bestattet.

Totenschild für Urban Schätzl, Hofmarksherr von Thyrnau, Rat, Pfleger und Kämmerer, begraben 1638 in der Schätzl-Kapelle im Domkreuzgang

Das Kriegerdenkmal des 1.Weltkriegs

In der nördlichen Eingangsvorhalle wird das Andenken an die namentlich aufgeführten Gefalle-nen dieses Krieges festgehalten. Das Kriegerdenkmal verewigt die Namen der 38 Gefallenen der ehemaligen Gemeinde Kellberg.

Das Denkmal wurde vom Passauer Steinmetz Kagleder geschaffen. Der Materialauswahl legte man besondere Gedanken zugrunde, die beschrieben werden sollen, auch wenn die ursprüngli-che Wirkung nicht mehr gegeben ist. Verwendet wurde nämlich Steinmaterial aus den Haupt-kampfgebieten. Zugleich wurden die Farben des Kaiserreiches, Schwarz-Weiß-Rot zur Darstel-lung gebracht. Das Denkmal selbst ist aus weißem französischem Kalkstein gemeißelt; die Rückwand bildete eine schwarze belgische Granitplatte, und die Einfassung war aus dem roten Sandstein des Elsass. Der Unterbau bestand aus dem grauen Granit des heimatlichen Bayeri-schen Waldes. Ein halbmeterhohes, schmiedeeisernes Gitter schließt die Nische ab.

Grabdenkmäler außerhalb der Kirche

An den Außenseiten der Pfarrkirche und an der Südseite der Leonhardi-Kapelle sind 35 Gedenk-tafeln des 19. und 20. Jahrhunderts für Verstorbene eingelassen, deren Texte überwiegend noch gut zu lesen sind. Vertreten sind: 14 Bauern oder Bäuerinnen, 2 Gastwirtinnen, 1 Frag-nerin, 1 Schmied-Witwe, 1 Privatier, 5 Auswärtige, 7 Lehrer, das Lehrertöchterlein Genovefa Ibl * 1864, + im Alter von 12 Jahren (Zu zart für diese Welt nahm sie der Herr, geführt von der hochheiligen Gottesmutter zu sich in den Himmel), 2 Kellberger Pfarrer, 1 Salzschiffschreibers-gattin und an der Nordostseite der Choraußenwand die Badhaus-Besitzerin Franziska Waltl, ge-storben 1873. Sie war die Witwe des Begründers der Kellberger Badekur, der heutigen Kur- und Reha-Klinik Professor Dr. Franz Schedel. Die Inschrift, in der die Verstorbene überschwänglich gelobt wird, ist lesenswert. Das Priestergrab an der Südseite der Leonhardi-Kapelle hält 12 Na-men von Kellberger Pfarrern aus der Zeit von 1830 bis 1982 fest.