Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg
Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg

Die Kapellen, der Friedhof

Die Taufkapelle oder Bischof-Altmann-Kapelle

Sie stellt das Erdgeschoss des im 14. Jahrhundert entstandenen ehemaligen Wehrturmes dar. Der Raum wurde, als ab 1488 die seitlichen Kircheneingänge zur Verfügung standen, für Mess-feiern in kleinem Rahmen genutzt. Der Altartisch in der Südnische zeugt davon. Eine zugemau-erte, nach Südosten gerichtete schmale Fensteröffnung ließ das Sonnenlicht beim Morgengot-tesdienst über dem Altartisch ein. Der kleine Raum diente zusätzlich auch als Läut-Häusl.

Seit der Kirchenrenovierung 1991 ist die Taufkapelle dem Pfarreigründer geweiht, dem heiligen Bischof Altmann. Eine künstlerisch wertvolle Holzfigur, geschaffen um 1500, stellt den Pfarrei-gründer dar, ein Kirchenmodell in der linken Hand haltend. Der alte, wuchtige, granitene Tauf-stein, dessen Rundbecken vermutlich auch ein Überbleibsel aus der Vorgängerkirche ist, hat große Ähnlichkeit mit dem in der Jakobskirche in Plattling aus dem 12. Jahrhundert. Der Tauf-stein wird bekrönt von einer barocken Holzplastik der Taufe Jesu. Mittel- und Unterteil des Gra-nitsteines wurden 1982 von Einheimischen ergänzt. Im Jahre 1688 wurden über diesem Tauf-becken den Drillingen der Bauersleute Reif aus Schmiding die Taufe gespendet, man gab ihnen die Namen Kaspar, Melchior und Balthasar. Damals stand der Taufstein etwa am Kreuzungs-punkt des Mittelganges und der Achse Nord-Südeingang.

Die Leonhardi-Kapelle

Sie ist dem Einsiedler und Abt Leonhard geweiht. Der Überlieferung nach wurde er um 500 in Nordfrankreich geboren und ist um 560 gestorben. Der hl. Leonhard ist Patron der Gefangenen, Beschützer der Gebärenden, Schutzherr des Bauernstandes, Patron des Viehs und hier beson-ders der Pferde.

Sankt Leonhard, Wallfahrtsziel mit Rossumritt an jedem 2. Sonntag im Oktober

Die Kapelle ist sockellos und damit romanischen Ursprungs. Bei der letzten Außensanierung wurden auch rundbogige Fenster an der Südseite freigelegt. An der Straßenseite ist beim östli-chen Fenster der romanische Stil noch gut erkennbar. Dieses Fenster ist schmäler als das west-liche Fenster und hat eine sich nach innen verjüngende Laibung. Um 1450 und in der Ba­rockzeit um 1720 wurden wesentliche Beeinflussungen am Baukörper vorgenommen.

Eindrucksvoll ist der hochragende Bau in der Nordwest-Ecke des über 900-jährigen Friedhofes platziert. Den vorbeiziehenden Lastpferden galt der Schutz des Heiligen. Der heute abgedeckte Brunnenschacht 5 Meter westlich der Kapelle könnte als Rosstränke gedient haben. Die fast le-bensgroße schlanke Leonhardi-Figur von 1730 steht im Mittelpunkt des Kapellen-Altares, flan-kiert von den Barockfiguren Sebastian, Markus, Veronika und Johannes Nepomuk. An der Süd-wand des Raumes stehen auf Konsolen der Diözesanpatron Bruder Konrad von Parzham, zu sei-nen Seiten der hl. Antonius und der hl. Franziskus.

An der Westwand sind die wuchtigen rotmarmornen Grabplatten der Watzmannsdorfer Famili-enmitglieder zu sehen, die ursprünglich in der Pfarrkirche am Boden des Chores über der Watz-mannsdorfer-Gruft lagen: rechts der Grabstein des Christof Watzmannsdorfer, des letzten männlichen Mitglieds der Familie. Auf dem schon zu Lebzeiten gefertigten Epitaph ist sein To-desjahr 1527 nicht mehr eingetragen worden.

In der Nordwest-Ecke steht der Gegeißelte aus dem Jahr 1848 in der Gestalt des Heilands der Wieskirche. An der Nordwand der Kapelle ist ein spätgotisches Ölberg-Motiv aus Sandstein ein-gelassen. Es zeigt schwere Verwitterungsspuren, da es sich vor 1907 an der Außenwand der al-ten Sak­ristei befand.

Darunter liegt das Gedenkbuch für die Gefallenen des 2. Weltkrieges auf, derer auch am Krie-gerdenkmal vor der Kapelle gedacht wird. Links und rechts wird das Ölberg-Relief begrenzt von Reiterlaternen, die bei den Leonhardi-Umritten mitgeführt werden. Zwischen den beiden Fens-ternischen sehen wir ein großes Votivgemälde aus dem Jahr 1715, das die Legende des hl. Isi-dor, eines Bauern-Patrons, darstellt, darüber eine barocke Madonna mit Jesuskind.

Der jährliche Leonhardi-Umritt

Bei der erwähnten Handelswegsituation wird es verständlich, dass die Kapelle des hl. Leonhard, des Patrons der Fuhrleute, der Lastträger und besonders der Pferde, so eindrucksvoll die Straße durch Kellberg beherrscht und sich eine Leonhardi-Verehrung entwickelte.

Es ist belegt, dass früher am Fest des hl. Leonhard am 6. November, Wallfahrer kamen und Na-turalgaben brachten. Hinter dem Altaraufbau der Kapelle befand sich ein Holzverschlag, um das geopferte Geflügel aufzunehmen. Von bis zu 50 Hühnern wird berichtet. Außerdem wurden Eier, Schmalz und Flachs geopfert. Österreichische Bauern hielten die Wallfahrtstradition bis in unse-re Tage aufrecht. Am 20. Oktober 1985 fand zum ersten Male nach langer Unterbrechung wie-der ein Leonhardi-Umritt statt. In den letzten Jahren zählte man 240 Pferde und mehrere Kut-schen und Gespanne. Der Heimat- und Trachtenverein Kellberg machte diese Umritt-Wallfahrt wieder zu einem alljährlichen Ereignis am zweiten Sonntag im Oktober.

Rosssegnung durch Bischof Antonius Hofmann, BGR Valentin Horner, Pfarrer von Thyrnau und Magister Franz Kess-ler, Pfarrer von Esternberg/OÖ

Die Lourdes-Kapelle

Sie wurde 1904 außerhalb der Kirche in der Südwest-Ecke, die Kirchenschiff und Turm bilden, von Spenden Pfarrangehöriger errichtet. Den Plan hierzu lieferte Architekt Schott, München. Die beiden hölzernen Statuen in der Grotte, die Madonna und das Sehermädchen Bernadette, schuf ein Münchner Bildhauer. Die Herz-Jesu-Statue war früher in der Pfarrkirche.

Die Kellberger Pfarrkirche von Süden mit Lourdes- und Leonhardi-Kapelle

Der Friedhof

Seit in Kellberg kirchliches Leben einzog, sind auch Begräbnisse um die Kirche anzunehmen. Das Gelände fällt nach drei Seiten ab und war im Mittelalter und in der Neuzeit mit einer Mauer, der Leonhardi-Kapelle und anderen Kleingebäuden umgeben.

In der äußersten Südost-Ecke wurden Personen bestattet, die nicht kirchlich beerdigt wurden. Personen aus dem Gebiet der Filialkirche Haag wurden bis 1920 auf dem Geländestreifen beer-digt, der von der nördlichen Friedhofsmauer und dem parallel zur Mauer verlaufenden Weg im Friedhof begrenzt wird. 1900 wurde Haag Expositur mit dem Recht eines eigenen Begräbnisses. Die heutige Mauer um den Friedhof wurde 1931 anstelle einer baufälligen, alten errichtet.

Am Sonntag, den 5. September 1976 wurde der Friedhof um die Pfarrkirche durch Generalvikar Anton Geyer geschlossen und der neue Gemeindefriedhof am Nordrand des Ortes eingeweiht.