Die Altäre
Der Hochaltar und sein Figurenwerk
Der erste Hochaltar der jetzigen Pfarrkirche wird, der Zeit entsprechend, ein gotischer Flügelal-tar gewesen sein. Um 1680 fertigte der Passauer Bildhauer Johann Seitz einen barocken Hoch-altar. Das qualitätvolle Altarbild aus dieser Zeit, das den Kirchenpatron Blasius, umgeben von den anderen 13 Nothelfern und der Krönung Marien zeigt, hängt nun über dem Nordeingang. Wegen der Bedeutung, die der Leonhardi-Kult für Kellberg hat, wurde anstelle der heiligen Ägi-dius Leonhard gesetzt. Anstelle des Cyriakus ist in Kellberg der heilige Markgraf Leopold zu se-hen; dies wegen des österreichischen Einflusses in unserem Grenzgebiet.
Dem Zeitgeschmack entsprechend wurde der Barockaltar 1879 durch einen neugotischen er-setzt. Den Entwurf zu diesem Werk lieferte Domvikar Dengler aus Regensburg, die Schreinerar-beiten führte Kunstschreiner Völkl aus Deggendorf aus, die Statuen schuf Bildhauer Christian Keil, München. Bei der Innenrenovierung 1968 bis 1971 wurde der Aufbau des Hochaltares ab-getragen, aber zum ersten Advent 1989 wieder aufgestellt.
Im Mittelschrein über dem Tabernakel sehen wir den Gekreuzigten mit seiner Mutter Maria und dem Lieblingsjünger Johannes. Seitlich befinden sich die Apostelfürsten. Aus der Betrachtersicht steht links Petrus mit dem Schlüssel, rechts Paulus mit Bibel und Schwert. Ganz oben im Ge-sprenge des Altaraufbaues steht der Patron von Pfarrei und Kirche, der hl. Bischof und Märtyrer Blasius mit seinem Attribut, der Kerze, darunter auf der linken Seite der hl. Josef mit Lilie und der hl. Sebastian an einen Baum gefesselt und von Pfeilen getroffen. Auf der rechten Seite er-kennt man den hl. Aloisius mit dem Kreuz und den Patron der Feuerwehren, den hl. Florian mit einem Wasserkübel.
Über dem Tabernakel sieht man eine kleine versilberte Darstellung eines Pelikans, seine Jungen im Nest fütternd. Bis in die Neuzeit waren die Menschen der Meinung, dieser Vogel würde sich bei Nahrungsmangel die Brust aufreißen, um mit seinem Blut die Jungen zu füttern. Deshalb sahen die Gläubigen den Pelikan als Symbol für Jesus, der aus Liebe zur Menschheit sein eige-nes Leben opferte.
In der Wand links vom Hochaltar kam bei der letzten Renovierung eine kleine Nische zum Vor-schein, die laut einer darin gefundenen Inschrift, 1889 zugemauert wurde. Die profilierte Gra-niteinfassung und Reste von Türangeln lassen an ein Sakramentshäuschen denken. Hinter ei-nem neu angefertigten schmiedeeisernen Gittertürchen wird jetzt das barocke Behältnis mit ei-ner Reliquie des hl. Blasius bewahrt.
Die vom Gewölbe herunterhängende versilberte Ampel mit dem „Ewigen Licht“ erinnert den Kir-chenbesucher an die Gegenwart Gottes.
Entsprechend den Forderungen des 2. Vatikanischen Konzils ist dem Hochaltar ein granitener Volksaltar vorgesetzt, gestaltet von dem aus dem Bayerischen Wald stammenden Bildhauer Wolfgang Hirtreiter, Gröbenzell. Als Ambo wurde die Säule des früheren Predigtstuhls verwen-det.
In früherer Zeit bestanden Durchsichten in der Chorbogenwand von den zwei Seitenaltären zum Hochaltar hin, damit die Geistlichen, die an den Seitenaltären zelebrierten, zeitgleich mit dem Priester am Hochaltar die Messe feiern konnten.
Der Ottilien-Altar
Mit der Fertigstellung des jetzigen spätgotischen Kirchenbaus im Jahre 1488 wurden auch Sei-tenaltäre aufgestellt. Die Altaraufbauten blieben nicht erhalten, aber die drei Figuren des linken Altares stammen noch aus dieser Zeit. In der Mitte ist die hl. Ottilie zu sehen, die Patronin heil-kräftiger Quellen, Helferin bei Augenleiden. Ottilias Attribut ist ein auf der Bibel liegendes Au-genpaar. Flankiert wird Ottilie links von der hl. Katharina mit dem Schwert und rechts von der hl. Barbara mit Kelch und Turm.
Die im bayerisch-österreichischen Raum häufig anzutreffenden Frauen-Dreiergruppen in unter-schiedlicher Personenverbindung treten meist als „die drei heiligen Madln“ Katharina, Margareta und Barbara auf, aber auch mit der Mittelfigur Maria, wie in Hauzenberg, oder wie in Kellberg mit Ottilia. Hier hat sich der Matronen-Kult aus keltisch-germanischer Zeit, etwa der Kult der drei Nornen, in christlicher Zeit niedergeschlagen.
Der Ottilien-Altar
Der Ottilienkult
Die historische Gestalt der heiligen Ottilie, Äbtissin des von ihr gegründeten Klosters auf dem Odilienberg im Elsass, galt seit ihrem Tod um das Jahr 720 als Patronin des alten Burgund und damit des Elsass.
Die Passauer Reichsabtei Niedernburg wurde durch die kaiserliche Schenkung im Jahre 1010 Grundeigentümerin des Kellberger Raumes. So konnte sie die kirchliche Seelsorge in Kellberg aufbauen. Durch ihre Äbtissinnen war die Abtei verwandtschaftlich mit Burgund verbunden. Dort im Elsass auf dem Odilienberg war und ist bis heute das Zentrum der Ottilien-Verehrung.
Die Mutter Giselas und ihres Bruders Kaiser Heinrich II. hieß ebenfalls Gisela; sie war eine Prin-zessin, Tochter des burgundischen Königs Konrad des Friedfertigen, eines Welfen, und seiner Frau Adelana. Die Zuneigung Giselas zu ihrer Mutter muss sehr innig gewesen sein. Man be-trachte nur das für ihre Mutter gestiftete, prächtige Gisela-Kreuz, zu sehen auf einer Abbildung in der Gisela-Kapelle des Klosters Niedernburg. Die Königin Gisela und ihre Mutter knien ge-meinsam am Fuße des Kreuzes. Giselas Mutter und ihr Vater Heinrich der Zänker residierten als bayerisches Herzogspaar in Regensburg.
Der Regensburger Wanderbischof Erhard hat der Überlieferung nach ein Mädchen namens Otti-lia von seiner Blindheit durch die Taufe geheilt. Noch bis zum 1. Weltkrieg fanden die Taufen vor dem Kellberger Ottilien-Altar statt. Bis ins 18. Jahrhundert waren dort die sogenannten Neutaufen besonders begehrt. Das waren die drei ersten Taufen nach der Wasserweihe zu Os-tern.
Die Heilquelle im Park der Kurklinik erhielt in unserer Zeit den Namen Ottilienquelle und die in ihrer Nähe stehende Kapelle wurde der heiligen Ottilia geweiht.
Für den Platz nördlich unserer Pfarrkirche wurde von der Passauer Bildhauerin Renate König-Schalinski eine Ottilie aus Bronze geschaffen. Am Freudenseer-Altar in der Kellberger Tochter-kirche Hauzenberg ist Ottilia ebenfalls dargestellt.
Am deutlichsten spiegelt sich aber die traditionsreiche Ottilienverehrung am linken Seitenaltar unserer Kirche wider. Die erste Kellberger Kirche in der Niedernburger Zeit hatte als Patronin die heilige Äbtissin Ottilia. Als Bischof Altmann Kellberg zur Pfarrei erhob, wurde der heilige Bi-schof Blasius Kirchenpatron. Aber noch bis vor ca. 200 Jahren wurde zu Ehren der ursprüngli-chen Kirchenpatronin jeden Dienstag, also 52-mal im Jahr, am Ottilien-Altar eine Stiftmesse ge-feiert, „... für alle lebenden und verstorbenen Pfarrkinder“ und bis 1920 noch 26-mal. Heute wird diese besondere Messe an jedem 13. Dezember, dem Ottilientag, dem Tag der Winterson-nenwende nach dem Julianischen Kalender, in Verbindung mit dem Ottilien-Altar zelebriert. Dieser stark ausgeprägte Ottilien-Kult ist als Ausgleich für den Patroziniumswechsel zu erklä-ren.
Der Frauenaltar (Marienaltar)
In der Barockzeit sind mit dem Hochaltar auch barocke Seitenaltäre geschaffen worden. Davon stammen noch die bewegten Figuren auf dem rechten Seitenaltar. Sie zeigen die Erzmärtyrer Stephanus und Laurentius mit ihren Attributen, den Steinen und dem Rost. Geschaffen wurden die Kunstwerke vom Passauer Bildhauer Johann Seitz im Jahre 1680.
1852 entfernte man die barocken Aufbauten der Seitenaltäre und ersetzte sie durch neugoti-sche, die wiederum 1910 abgetragen wurden und durch stilvollere, die heute bestehenden, er-setzt wurden. Der Figurenschmuck aus der Barockzeit wurde zum Teil übernommen. Die Ma-donnenfigur in der Mitte, die Immaculata, erwarb die Pfarrei erst 1883. Über den großen Statu-en stehen die kleinen Figürchen der hl. Magdalena mit gekreuzten Armen und die hl. Apollonia mit dem Zangen-Marterwerkzeug. Über der Mensa ist eine kleine Madonna zu sehen, eine Kopie einer in Frankreich befindlichen Skulptur, die Pfarrer Georg Reis von einer Wallfahrt mitbrachte.