Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg
Heimatgeschichte Thyrnau-Kellberg

Aus der weltlichen Geschichte Kellbergs

Die Vorgeschichte

Kellbergs Geschichte beginnt nicht erst mit den Kelten, sondern reicht zurück in eine Zeit, in der noch der Stein den Menschen als Werkzeug diente. Altsteinzeit und Mittelsteinzeit unserer Gemeinde sind mit Funden belegbar, die in der Steinzeit-Vitrine im Rathaus Thyrnau ausgestellt sind.

Die Jungsteinzeit mit dem Übergang vom Jagen und Sammeln zu Ackerbau und Viehzucht ist besonders reich durch Funde vertreten. In dieser Zeit begeg­net uns im Raum unserer Gemeinde Thyrnau der bäuerliche, auf Dauer an einem Platz siedelnde Mensch. Beim Dorf Buchsee wurden die durch die Fachliteratur bekannt gewordenen „Buchseer Tonspulen“ im Zuge einer archäologischen Grabung gefunden. Diese Webgewichte werden der spätsteinzeitlichen Kultur der Chamer Gruppe zugeordnet (ca. 3200 bis 2300 v. Chr.). Etwa 6 km nördlich von Kellberg, ebenfalls im Gebiet unserer Gemeinde Thyrnau, fand man bei Donauwetzdorf eine sogenannte Prunkaxt der Streitaxt-Kultur (ca. 2800 bis 2300 v. Chr.). Aus der Nähe des Dorfes Zwölfling stammen die meisten Steinzeitfunde. Alle Funde sind in der Steinzeitsammlung im Thyrnauer Rathaus zur Ansicht ausgestellt.

Die Frühgeschichte

1861 wurde nahe der Erlaumündung der Armreifschmuck einer bestatteten Keltin freigelegt, sogenannte Hohlbuckelringe (300 v. Chr.). Des Weiteren ist zwischen Waldreut und dem Erlautal eine ursprünglich 350 m lange Eisenerzschürfgrube aus keltischer Zeit teilweise heute noch erkennbar.

Ein kleiner römerzeitlicher Bronzelöwe fand sich an einem Kellberger Altweg. Er belegt zusammen mit einem Münzfund eine Beziehung irgendwelcher Art zum römischen Norikum auf der gegenüberliegenden Seite der Donau.

Römischer Bronzelöwe, „Henkelzierstück“, 2. Jahrhundert n. Chr., beidseitige Zeichnung; „Hohlbuckel-Armreifen“ aus dem Grab einer Keltin an der Erlaumündung, 300 v. Chr.;

„Prunkaxt“-Fragment, jungsteinzeitliche Streitaxtkultur, Donauwetzdorf, ca. 2600 v. Chr.;

Webgewichte der jungsteinzeitlichen „Chamer Gruppe“, Buchsee, ca. 3200 v. Chr.

Der Salzhandel über Kellberg

Das lebensnotwendige Salz wurde seit frühgeschichtlicher Zeit aus dem Voralpenraum per Schiff auf dem Inn in das heutige Passau verfrachtet und auf Tragtieren in das salzlose Böhmische Becken transportiert. Eine Karte um 1600 zeigt noch deutlich, dass der sogenannte „Goldene Steig" Verästelungen aufwies und eine Route von Passau über Kellberg ins südliche Böhmen führte.

Der Graphithandel über Kellberg

Im Bayerischen Wald wurde östlich von Kellberg in Richtung Untergriesbach der obertägig vorkommende Graphitton abgebaut. Dieser Graphitton war bei unseren keltischen Vorfahren sehr beliebt, da er als gebrannte Keramik wasserundurchlässig und zugleich feuerfest war. Sein metallartiges Aussehen trug ebenfalls zur Wertschätzung bei. Der Transport der Tonerde geschah in Kisten und Fässern mit Pferden. Der Handelsweg führte durch Kellberg zum Umschlagplatz an der Donau, zum heutigen Passau.

Eisen aus Kellberg

Östlich von Kellberg, zwischen dem A r z berg und der Erlau, in der Nähe der Kurklinik Prof. Dr. Schedel, wurde Eisenerz abgebaut und verhüttet. Der Ortsname „Schmölz" an der Erlau geht auf schmelzen zurück. Archivalisch ist die Eisengewinnung seit dem 16. Jahrhundert belegbar. Die heute noch sichtbaren obertägigen Schürfgruben in diesem Raum stammen aber schon aus frühgeschichtlicher Zeit, gab es doch keine größere Siedlung in der keltischen Epoche, die nicht aus ihrer Umgebung, wenn irgendwie möglich, das nötige Eisen gewonnen hatte. Die Bewohner der urbanen Keltensiedlung Boiodurum, des heutigen Passau, konnten hier im Kellberger Raum Eisenerz gewinnen und verarbeiten. Die bedeutende passauische Eisen verarbeitende Industrie des Mittelalters mit ihrem Qualitätsprodukt der „Passauer Wolfsklinge" wird letztlich auf keltische Tradition zurückzuführen sein und damit auf keltischen Eisenerzabbau im Kellberger Gebiet.

Im Jahre 1838 erfuhr der am Kgl. Bayer. Gymnasium Passau lehrende Naturwissenschaftler Prof. Dr. Josef Waltl durch den Kellberger Pfarrer Joseph Kneidinger von diesem „besonderen“ Wasser. Waltl erwarb den Quellgrund und das umliegende Land, die Konzession zum Betrieb eines Heilbades und errichtete ein Kurhaus, das am 28. Juli 1839 feierlich eröffnet wurde. Bereits 1852 musste es der starken Nachfrage wegen erweitert werden. Bezirksarzt Dr. Rudolf Schreiner wurde Besitznachfolger. 1957 erwarb das Arztehepaar Schedel das „Badhaus“ mit seinem Umgriff. Die modernisierte Kurklinik, Beherbergungsbetriebe und Gastronomie machten Kellberg zu einem Kur- und Erholungsort im Landkreis Passau mit den staatlichen Prädikaten „Luftkurort“ und „Heilquellen-Kurbetrieb“. Das Thema „Entstehung des Bades Kellberg“ ist im Eingangsbereich des Kurgästehauses und das Thema Eisen im „Kleinen Kellberger Schmiedemuseum“ behandelt.

Die Eisenquelle

Im Jahre 1838 erfuhr der am Kgl. Bayer. Gymnasium Passau lehrende Naturwissenschaftler Prof. Dr. Josef Waltl durch den Kellberger Pfarrer Joseph Kneidinger von diesem „besonderen“ Wasser. Waltl erwarb den Quellgrund und das umliegende Land, die Konzession zum Betrieb eines Heilbades und errichtete ein Kurhaus, das am 28. Juli 1839 feierlich eröffnet wurde. Bereits 1852 musste es der starken Nachfrage wegen erweitert werden. Bezirksarzt Dr. Rudolf Schreiner wurde Besitznachfolger. 1957 erwarb das Arztehepaar Schedel das „Badhaus“ mit seinem Umgriff. Die modernisierte Kurklinik, Beherbergungsbetriebe und Gastronomie machten Kellberg zu einem Kur- und Erholungsort im Landkreis Passau mit den staatlichen Prädikaten „Luftkurort“ und „Heilquellen-Kurbetrieb“. Das Thema „Entstehung des Bades Kellberg“ ist im Eingangsbereich des Kurgästehauses und das Thema Eisen im „Kleinen Kellberger Schmiedemuseum“ behandelt.

Der Ortsname Kellberg

Der Name „Kellberg“ stellt eine zweisprachige Sinnwiederholung, einen Bilingualismus dar. „Kell“ bedeutet in der keltischen Sprache so viel wie Berg, Anhöhe. Als dieser Sinngehalt von der um 500 n. Chr. hinzugekommenen germanischen Bevölkerung nicht verstanden wurde, fügte sie, entsprechend den topographischen Gegebenheiten, das Wort „-berg“ hinzu, so dass Kell-berg demnach „Berg-Berg“ bedeutet.

Kellberg auf alten Landkarten

Oben: Die erste Karte von Bayern, um 1530 angefertigt von Philipp Apian, zeigt nördlich der Donau „Kolleperg“ zwischen Satzbach und Erlau.

Die untere Karte des 16. Jahrhunderts aus dem Schwarzenbergischen Archiv in Winterberg zeigt zwischen „Ylzstat“ und „Erlafluß“ „Khelperg“.